Orkan: Feuerwehr schloss Fluttore - Pegelstand bei sechs Meter

Die Elbe fließt in Richtung Hamburg - normalerweise! Doch in der Nacht zu Freitag drückte die Sturmflut, verursacht durch den Orkan "Xaver", die Wassermassen bis weit hinter Geesthacht elbaufwärts. Das übliche Gefälle von rund drei Metern am Stauwehr wurde von der Sturmflut überspült, der Ausnahmezustand ausgerufen.

In Geesthacht stieg der Wasserstand innerhalb weniger Stunden um zwei Meter auf mehr als sechs Meter, in Lauenburg gab es ein Plus von eineinhalb Metern auf 6,30 Meter. Im Vergleich: Im Juni wurde in Lauenburg beim Hochwasser ein Pegelstand von 9,64 Metern gemessen.

Vor allem im Bereich des Schleusenkanals herrschte gestern Morgen große Betriebsamkeit: Die Feuerwehr war gegen 5.30 Uhr ausgerückt, um die Fluttore zu schließen - zum ersten Mal seit dem Bauende 2012.

Eigentlich sollten die Tore bereits am Donnerstagabend geschlossen werden, doch der Kreis sagte die Schutzmaßnahme kurzfristig ab.

"Der Kreis hatte uns um 16.52 Uhr mitgeteilt, dass es nicht dramatisch werden würde", so Stadt-Sprecher Torben Heuer. Deswegen sorgte die Alarmierung in den frühen Morgenstunden für Unmut bei den ehrenamtlichen Einsatzkräften. "Kein Kommentar, das muss noch geklärt werden", so Einsatzleiter Olaf Wieck. Bereits beim Juli-Hochwasser gab es Diskussionen um das Schließen der Fluttore.

Auch Geesthachter waren von der stromaufwärts fließenden Elbe überrascht: "Ich habe so eine Sturmflut hier noch nie so gesehen", sagte Ewald Vick. Der 75-Jährige war gestern Morgen am Menzer-Werft-Platz, um sich das Schauspiel anzusehen. Trotz Schnee und Hagel.

Die Elbe hatte den Schiffsanleger überschwemmt, den Weg entlang der Sitzterrassen überflutet. Von der Fischtreppe ragte nur noch ein kleiner Teil des Geländers aus den Fluten hervor, das Wasser floss deutlich sichtbar gegen den Strom. "Wir hatten Glück, dass von Osten nicht viel Wasser kam", sagt der CDU-Politiker Markus Matthießen aus Lauenburg, der sich für den Hochwasserschutz engagiert. Das Zusammentreffen von Hochwasser und einer solchen Flut ergäbe eine Katastrophe.

Im Unteren Schleusenkanal war das Wasser der Elbe so stark angestiegen, dass Autofahrer von der Straße aus die sicher vertäuten Schiffe jenseits des Deiches sehen konnten. Seit dem Deichbau 2012 war das nicht mehr möglich gewesen.

"Das Hochwasser hat in Geesthacht kaum für Probleme gesorgt, aber Schnee und Hagel sorgten für glatte Straßen", so Betriebshofleiter Frank Meyer. Entlang des neuen Deiches muss nach dem Rückgang des Wassers jede Menge Treibgut entsorgt werden. Die Westspitze der Elbinsel ist wegen der Flut nicht begehbar.

Die Sturmfront "Xaver" an sich sorgte für mehrere Feuerwehreinsätze: Am späten Donnerstagabend rückte die Feuerwehr zwei Mal aus: Am Ostpreußenweg hatten sich durch den Sturm die Dachpfannen eines Einfamilienhauses gelöst, am Bellevueberg wurde ein umgestürzter Baum zersägt. Gestern Vormittag mussten die Retter am Farmsener Weg einen umgewehten Baum fällen, mittags mussten am Keil erneut lose Dachpfannen eines Mehrfamilienhauses gesichert werden.