Zivilcourage-Preis: Weil eine Post-Mitarbeiterin eingriff, vereitelte die Polizei den “Enkeltrick“

Rita Hochberg hat den Beruf der Post-Mitarbeiterin von der Pike auf gelernt. Erst war sie als Zustellerin mit dem Fahrrad unterwegs, dann wechselte sie in den Innendienst und arbeitet mittlerweile am Schalter der Post-Filiale in Geesthacht. Die 48-Jährige hat stets ein offenes Ohr für die Anliegen ihrer Kunden. Und so fragte sie dann auch direkt nach, als im September eine 85 Jahre alte Kundin, die Rita Hochberg seit Jahrzehnten kennt, plötzlich 50 000 Euro von ihrem Sparbuch bei der Postbank abheben wollte. "Mir kam das merkwürdig vor", sagt die 48-Jährige. Durch ihr Bauchgefühl verhinderte sie einen schlimmen Trickbetrug. Kriminelle hätten die Kundin mit dem "Enkeltrick" beinahe um ihr Vermögen gebracht, wäre die Post-Mitarbeiterin nicht misstrauisch geworden - dafür erhielt Rita Hochberg gestern den Zivilcourage-Preis der Stadt Geesthacht.

Es war der 25. September, als die Kundin bei der Post das Geld abheben wollte. Doch Rita Hochberg musste sie vertrösten, diese große Summe musste sie erst bestellen. Zwei Tage später sollte die Kundin ihr Geld bekommen. "Die Dame berichtete mir, dass ihr Ziehsohn gerade bei einem Notar sitzen würde und das Geld für ein Immobiliengeschäft als Anzahlung benötigte", erinnert sich Rita Hochberg. Sie meinte zu ihrer Kundin, dass ihr das merkwürdig vorkomme, doch die Dame ließ sich nicht abbringen. Rita Hochberg überlegte, sprach mit ihren Kollegen - und informierte dann die Polizei, weil ihr das Anliegen ihrer Kundin keine Ruhe ließ.

"Wir haben daraufhin Kontakt zu der Dame aufgenommen und sind im Rahmen unserer Ermittlungen darauf gekommen, dass es sich um einen Enkeltrick handelt", erklärt Polizeichef Thomas Specht. Wie perfide die Kriminellen sind, zeigt ein fingierte Anruf bei der Dame: "Hier ist die Polizei, kann ich mal die Kollegen sprechen", sagte ein Anrufer. Das Ziel war herauszubekommen, ob die Behörden eingeschaltet sind. Zum Glück war die Dame vorbereitet und wusste, was sie sagen musste. Specht: "Wir haben die Dame intensiv betreut." So sehr, dass sie am 27. September persönlich zur Post ging, eine fingierte Abbuchung unter den Augen der Polizei vornahm und dann unweit der Post an einen Boten einen präparierten Geldumschlag übergab. Augenblicke später klickten die Handschellen. "Wir haben zwar den Boten, aber die Hintermänner nicht", so Specht. Die Spuren führen nach Polen.

Für ihr beherztes Eingreifen ehrten Specht und Bürgermeister Volker Manow Rita Hochberg gestern mit einer Urkunde, Blumen und einem 50-Euro-Gutschein der Parfümerie Wulkow. "Ein eher symbolischer Dank", sagte Manow, der sich von dem Verhalten der Post-Mitarbeiterin begeistert zeigte. "Wir können stolz darauf sein, dass es noch Menschen wie Frau Hochberg gibt", erklärte er. "Toll, dass bei Frau Hochberg gleich die Alarmglocken geschrillt haben", findet Specht. Nur so war es möglich den Betrug zu verhindern. "Meistens kommen solche Taten erst zur Anzeige, wenn es zu spät ist", sagt Specht. Nach seinen Erkenntnissen setzen die Kriminellen auf die Mitleidsmasche, versuchen, in einem Anruf die ausgewählten Opfer auszuspionieren. "Das Ganze ist sehr raffiniert", weiß der Polizeichef. Und trotz zahlreicher Warnungen fallen noch immer Menschen darauf rein.

Rita Hochberg wird in jedem Fall weiter das Wohl ihrer Kunden im Auge behalten. "Es war ein super Gefühl, als die Polizei den Mann festgenommen hatte."