Überraschung: Torsten Wilms sauer über nicht eingehaltene Absprachen mit Stadt und Arbeitskreisen

Seit zwölf Jahren steht Torsten Wilms an der Spitze der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht (WVG), er vertritt 140 Unternehmen, setzt sich für den Wirtschaftsstandort Geesthacht ein. Doch in den vergangenen Monaten stieß Wilms zunehmend an Grenzen, immer wieder musste er erleben, dass Absprachen nicht eingehalten wurden. Überraschend hat der Versicherungsfachwirt jetzt sein Amt als Vorsitzender niedergelegt. "Man muss von Seiten der Wirtschaft ein Zeichen setzen", sagt Wilms. "Jeder, der mich kennt, weiß dass ich sehr konsequent bin."

Wilms spricht von einem "Allmählichkeitsprozess", denn immer öfter musste er erleben, dass die Wünsche und Nöte der Geesthachter Wirtschaft nicht auf wirkliches Interesse trafen. "Beispiele gibt es viele", sagt er. "Beispielsweise kann ich nicht nachvollziehen, dass die Stadt die Anlieger in der Fußgängerzone jetzt ernsthaft mit zusätzlichen 360 000 Euro belasten will. Dabei haben wir schon ein kolossales Geschäftesterben hier. Das möchte ich als Vorsitzender am Ende nicht verantworten." Sauer ist Wilms vor allem, dass es vorher Gespräche mit der Stadt gab, man einen Konsens beim Pflaster gefunden hatte - und er aus der Presse von neuen Plänen erfahren musste.

Doch auch intern beklagt Wilms geplatzte Absprachen, irgendwann war das Maß voll. "Ich hatte vor einem Jahr dem Arbeitskreis City Gemeinschaft den klaren Auftrag erteilt, einen Weihnachtsmarkt in Geesthacht zu organisieren", sagt Wilms. "Doch das Ende vom Lied ist, dass man die Zeit abgesessen hat und wir wieder keinen Weihnachtsmarkt haben." Nicht einmal ein Signal hätte es gegeben. "Das Problem ist, dass sich in dem Arbeitskreis niemand traut, auf den Tisch zu hauen. Und das Ergebnis kann ich einfach nicht mehr vertreten." Er könne vor diesem Hintergrund nicht mehr hinter der WVG stehen, deshalb hatte der Rückzug auch nicht mehr Zeit bis zur Jahreshauptversammlung Ende März.

WVG-Sprecher Paul Apel zeigte sich gestern Überrascht von Wilms Abgang. "Wir bedauern sehr, dass Torsten Wilms so plötzlich geht. Eigentlich hätten wir mit einem geordneten Rückzug gerechnet." Differenzen im Vorstand seien Apel nicht bewusst. "Es kann nicht immer harmonisch zugehen, wenn es unterschiedliche Meinungen gab. Aber ich denke, wir haben das ausdiskutiert." Die Arbeit wird vorerst der restliche Vorstand übernehmen. "Einen neuen Vorsitzenden wählen wir auf der Jahreshauptversammlung", so Apel. Ausreichend Zeit, um einen passenden Kandidaten zu finden. Wilms wünscht seinem Nachfolger auf jeden Fall Durchsetzungsvermögen: "Er muss Strukturen manifestieren, dass nicht Einzelne nach ihrem Dünkel aus der Reihe tanzen." Zum WVG-Jahresessen am Donnerstag will Wilms nicht mehr erscheinen.