Verschwisterung: 22 Gäste aus drei Ländern: “Wichtig ist, den Tisch zu teilen“

Sie sind alte Hasen, doch er ist ganz neu dabei: Peter de Jonge, Bürgermeister aus Hoogezand-Sappemeer ist am vergangenen Wochenende das erste Mal nach Geesthacht gereist. Hier traf er auf Diana Antoniska aus Kuldiga und Josephine Littmann aus Plaisir. Während die beiden Frauen die Städtepartnerschaft mit Geesthacht von Beginn an begleitet haben, lernt de Jonge sie erst so richtig kennen: "Ich finde es sehr wichtig, dass Menschen sich begegnen und mehr über das Leben in einem anderen Teil Europas erfahren", sagt der 61-Jährige. Gerade für die Niederländer sei Deutschland als direkter Nachbar sehr wichtig. "In Deutschland gibt es mehr Arbeit als bei uns. Wir haben zweisprachige Schulen und über Schüleraustausche lernen die jungen Leute einander kennen."

Während der Stadtvertreter eine ganz praktische Sicht auf die Vorteile von Verschwisterung hat, legt Josephine Littmann den Fokus auf die emotionale Verbundenheit. Die 83-Jährige ist gebürtige Deutsche und lebt seit 62 Jahren in Frankreich, zuerst in Paris, dann in Plaisir. Sie hob 1974 die Partnerschaft mit Geesthacht aus der Taufe. "Ich war unendlich dankbar dafür, dass die Franzosen mich so kurz nach dem Krieg so liebevoll aufgenommen haben und wollte etwas zurückgeben, nachhaltig für den Frieden arbeiten." Schüler fingen an, einander zu besuchen und Familien schlossen Freundschaften. "Dafür ist es wichtig, den Tisch zu teilen und unter einem Dach zu wohnen. Nur so lernt man den anderen wirklich kennen", weiß Littmann. Das sei auch im Internetzeitalter so geblieben. "Wir sagen immer, wir würden einander kennen, aber das stimmt gar nicht. Das passiert erst durch die direkte Begegnung." Wenn eine Schülergruppe vom Otto-Hahn-Gymnasium zum Nationalfeiertag nach Frankreich reist, an der Gedenkzeremonie teilnimmt und Tränen in den Augen glitzern, das sei Verschwisterung. "So geschehen am 11. November in Plaisir."

Diana Antoniska aus Kuldiga erinnert sich noch gut, als 1991 die ersten Hilfstransporte aus Geesthacht in Kuldiga eintrafen. Es sei schön, dass es mit den Chorbesuchen einen regen kulturellen Austausch gebe und die Verschwisterung zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe geworden sei.

Insgesamt kamen 22 Besucher aus den drei Verschwisterungsstädten zu einem Treffen nach Geesthacht, wohnten bei örtlichen Familien und verkauften Besonderheiten aus ihrem Land an einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt von Partnerschaft Afrika zugunsten der Mali-Hilfe. Sabine Manow, erste Vorsitzende des Komitees für internationale Begegnungen, freute sich über den Besuch: "Bei uns ist der Ort, wo alle einmal im Jahr zusammenkommen." Bürgermeister Volker Manow erinnerte daran, dass man ab 1. Januar 2014 in allen Partnerstädten mit Euro bezahlen könne. Denn auch Lettland wird Teil des Euroraums. "Wer hätte das vor 20 Jahren gedacht", freute sich Manow.