Erfolgreich: Übertragung aus New York in 1900 Filmtheater

Sie kommen in Abendrobe, Anzug und voller Vorfreude. Regelmäßig nehmen mittags um 12.55 Uhr bis zu 3900 Zuschauer auf vier Ebenen in der Metropolitan Oper am Lincoln Center in New York Platz - um sich von erstklassigen Sängern und gefälligen Inszenierungen verzaubern zu lassen. Zur selben Zeit strömen in 64 Ländern Menschen - meist ebenfalls schick gekleidet - in 1900 Kinosäle. Einer davon ist das Kino 2 des Kleinen Theaters Schillerstraße. Auch die Kinobesucher wollen in den Genuss der Met-Aufführungen kommen. Von Nordamerika, über Europa, Russland und Japan sind sie live dabei, wenn Anna Netrebko in Peter Tschaikowskys "Eugen Onegin" singt, leiden mit, wenn Patricia Racette sich als Tosca in Giacomo Puccinis gleichnamiger Oper am Ende in den Tod stürzt. Dieses weltweite kulturelle Gemeinschaftserlebnis wurde möglich dank moderner Technik.

"Wir haben gleich nach der Digitalisierung im Herbst vor drei Jahren mit der Übertragung der Met-Aufführungen begonnen", sagt KTS-Leiter Ulrich Jacobi. Denn der Projektor mache es technisch möglich, Bilder in Echtzeit zu zeigen. Für die Live-Übertragungen aus der Met kooperiert das Kino mit Clasart Classic, einer Tochter der Telemünchen Gruppe. Leiterin Katja Raths erklärt: "Das Signal wird per Satellit zunächst nach London übertragen, von dort aus bekommen wir eine Variante mit deutschen Untertiteln." Diese empfangen 186 deutsche Kinos. "Wir machen jeweils am Montag vor der Übertragung und am Tag der Ausstrahlung um 17 Uhr einen Test, ob das Signal ankommt", erläutert Jacobi. Probleme gebe es selten. "Erst einmal hatten wir wetterbedingt Schwierigkeiten, da gab es einen schweren Sturm." Ein Glück sei, so Jacobi, dass die Satellitenschüssel auf dem Dach beheizbar sei. "Das sichert den Empfang im Winter." Und wenn alle Stricke reißen, gebe es einen Internetblog. "Hier können sich unsere Techniker einwählen und nachschauen, was in New York los ist."

In der Met nehmen zwölf Kameras die Vorstellung auf, einige sind fest installiert, andere mobil. Eine Kamera fährt zum Beispiel zwischen Orchestergraben und Bühne hin und her. In den Pausen werden Mitwirkende interviewt. "Es gibt für unsere Zuschauer die ganze Zeit etwas zu sehen. Die Bild- und Tonqualität ist sehr gut", sagt Jacobi - der passend zum Ambiente im Kino einen Theaterteller und Getränke anbietet. Die Vorstellungen sind für ihn ein voller Erfolg: "Bereits am ersten Vorverkaufstag sind stets 75 Prozent der Karten verkauft. Insgesamt haben wir eine Auslastung von etwa 90 Prozent." Ein Trend, den Katja Raths von Clasart Classics deutschlandweit bestätigt sieht: "Die Übertragung wird fantastisch angenommen. Wir haben 2007 mit Vorstellungen in fünf Kinos mit einer Übertragung des 'Barbier von Sevilla' angefangen." Durch die Digitalisierung der Kinos sei die Zahl der Übertragungsorte stets gewachsen. "In den letzten acht Opernvorstellungen hatten wir 250 000 Zuschauer." Allerdings würde Clasart auch darauf achten, dass sich die Kinos nicht untereinander Konkurrenz machen.

Wer sich selbst von der Oper via Kinoleinwand einen Eindruck verschaffen will, hat dazu am Sonnabend 14. Dezember wieder Gelegenheit. Für Giuseppe Verdis "Falstaff" gibt es noch Restkarten. Kosten: 29/ 31 Euro. Beginn ist um 19 Uhr, Ende etwa 22.20 Uhr.