Bauhof: Stadt überlässt Reetdachhaus dem Zahn der Zeit

Umgeben von Industriebetrieben und Brachflächen ist das Reetdachhaus an der Steinstraße 53-55 ein wahres Kleinod. Zumindest aus der Ferne betrachtet. Denn wer sich das Haus auf dem Gelände des ehemaligen Bauhofs genauer ansieht, stellt fest, dass das Gebäude mehr und mehr verfällt. Der Verfall beginnt am Dachfirst - wo eigentlich ein "Hut" aus Heide das Reet schützen sollte, klaffen bereits große Löcher.

Das rund 50 Meter lange Reetdachhaus wurde im Jahr 1900 errichtet und beherbergt heute in einem kleinen Teil Räume der "Beschäftigungsförderungsgesellschaft Geesthacht mbH" (BFG), einer hundertprozentigen Tochter der Stadt. Die Stadt ist auch Eigentümer der Immobilie. Dennoch nagt an dem historischen Gebäude ungebremst der Zahn der Zeit. "Wir wissen nicht, was langfristig mit dem Grundstück und dem Gebäude passieren wird, wenn die Entwicklung der Hafencity in dem Gebiet voranschreitet", sagt Torben Heuer, der Sprecher der Stadtverwaltung. "Deshalb werden wir natürlich jetzt nichts aufwendig an einem Haus sanieren, das später vielleicht abgerissen wird." Ein Teil des Daches hatte 1991 gebrannt - die Feuerwehr hatte das Gebäude damals bei starkem Frost mühsam gerettet. Doch ausgerechnet das damals reparierte Dachstück ist nun stark beschädigt.

Auch in die benachbarte "Hafenschänke" hatte die Stadt über Jahre kein Geld mehr investiert - irgendwann war der Sanierungsstau so groß, dass aus Sicht der Stadt nur noch ein Abriss wirtschaftlich Sinn machte.

Das betroffene Reetdachhaus ist übrigens eines der letzten seiner Art in der Stadt Geesthacht und in Grünhof-Tesperhude. Reetdächer findet man ansonsten nur noch auf insgesamt fünf Häusern: am Buntenskamp (Spielwaren Meerkamm), an der Bohnenstraße (Heilpraktiker Seidl) und auf einem kleineren Gebäude an der Elbstraße. Außerdem sind der "Grüne Jäger" an der B 5 und ein Wohnhaus am Strandweg in Tesperhude mit Reet gedeckt.