Finanzen: Bürgermeister unterschreibt umstrittenen Vertrag

Das Kleine Theater Schillerstraße (KTS) kann für die nächste Saison Gastspiele buchen: Bürgermeister Volker Manow hat gestern den Zuwendungsvertrag unterschrieben, der dem Theater bis 2015 jährlich einen Zuschuss von 290 000 Euro aus der Stadtkasse garantiert. Voraussetzung für den Vertrag ist ein in der Gesellschafterversammlung ausgehandeltes Sparprogramm - unter anderem soll Geschäftsführer Ulrich Jacobi künftig auf seine beliebte Eigenproduktion verzichten.

Doch kaum war der Vertrag einstimmig von der Ratsversammlung beschlossen, regte sich Widerstand gegen die Rahmenbedingungen. So kritisierte die FDP, dass die Gesellschafterversammlung mit den Sparbeschlüssen zu tief in die Kompetenzen des Geschäftsführers eingreifen würde - und vermutete einen Rechtsbruch. Die SPD forderte im Gegenzug den Bürgermeister auf, die Unterschrift unter dem Vertrag zu verweigern, wenn die Sparbeschlüsse rechtswidrig wären. Da die Rechtslage knifflig ist, forderte Manow ein Rechtsgutachten an. "Die Expertise liegt jetzt vor. Sie sagt eindeutig, dass die Stadt Eigentümer des KTS ist und das damit die Gesellschafterversammlung dem Geschäftsführer auch weitreichende inhaltliche Vorgaben machen darf", so Manow. Die Auflage, auf die Eigenproduktion zu verzichten, ist damit rechtens.

Die aktuell laufenden Vorstellungen von "Faust 1+2", die nahezu ausverkauft sind, dürften damit die letzten Eigenproduktionen werden. Offen bleibt die Frage, ob Jacobi künftig denn eine Eigenproduktion inszenieren dürfte, wenn ihm die Kosten in Höhe von rund 12 000 Euro gesponsert werden. So gibt es bereits erste Überlegungen für eine Initiative, das beliebte Stück künftig privat zu finanzieren. Ob das strenge Spardiktat dann immer noch greift, ist fraglich. Allerdings hatte die SPD-Fraktionsvorsitzende Kathrin Wagner-Bockey bereits betont, dass es ihr mit dem Verzicht auf Jacobis Regiearbeit nicht allein um die finanzielle Einsparung geht. "Wir wollen vielmehr Ulrich Jacobi mehr Freiraum geben, seinen Tätigkeiten als Geschäftsführer nachzukommen. Denn die Eigenproduktion bindet richtig Zeit", so Wagner-Bockey. Die Debatte dürfte damit auch mit der Unterschrift unter dem Vertrag kaum verstummen.