Handarbeitskreis wird zum Treffpunkt der Generationen

Den hellblauen Baumwollfaden um den Zeigefinger wickeln, durch die Masche ziehen, auf die rechte Nadel heben und auch noch alles ganz locker halten - Anni ist hochkonzentriert. Mit ihrer Nachbarin und Wahloma Lieselotte Holst ist die Siebenjährige zum ersten Mal in den neuen Handarbeitskreis des Bürgervereins Grünhof-Tesperhude gekommen. "Anni hat mich gefragt, ob ich stricken kann. Sie hat das im Fernsehen gesehen und will es jetzt auch lernen", erzählt Lieselotte Holst. Erst vor einem Jahr ist sie in den Stadtteil gezogen. Der Handarbeitskreis ist da eine willkommene Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen.

Hier bekommt nicht nur Anni Ovri eine kundige Einweisung ins Stricken. Leiterin Kirsten Gellert hat schon immer gehandarbeitet. "Ich habe so viel gestrickt, dass mein Geld für die Wolle nicht reichte, darum habe ich die Modelle dann über ein Geschäft verkauft", erzählt die 62-Jährige. 20 Frauen und Mädchen drängen sich heute um den Tisch im Pförtnerhaus an der Otto-Hahn-Straße. Verlorene Strickmaschen wieder aufnehmen, einen Saum richten, den Knubbel im Sticktuch auflösen - Kirsten Gellert hilft überall.

Charlotte Krüger strickt den ersten Strumpf ihres Lebens. "Das muss man können, wenn man Oma ist", meint die Geesthachterin. Gudrun Gröber hat schon viel Handarbeitserfahrung und gibt gerne Tipps. "Ich bin wegen der Geselligkeit dabei. Eine gute Gelegenheit, sich auszutauschen", sagt sie. In den Händen hält Gudrun Gröber ein Strickteil aus blaugrauer Wolle: "Das wird ein Pullover für meine Enkelin Lara."

Winzige Kreuzstiche setzt Heidemarie Waschgler auf ein Mustertuch, das nach historischem Vorbild Buchstaben zeigt. Ihre Stickarbeit lag schon seit längerem in der Schublade - erst der Handarbeitskreis brachte Heidemarie Waschgler dazu, sie wieder hervorzuholen: "In der Gruppe macht es viel mehr Spaß."

Ingrid Buß hat sich nach langer Zeit mal wieder an einen Strumpf gewagt: "Jetzt weiß ich nicht, ob ich an der Ferse noch mehr abnehmen muss. Die sieht schon so rund aus." Kirsten Gellert weiß Rat. Auch Cora-Katja Herkommer wird sie noch das Stricken beibringen. Die 14-Jährige ist mit ihrer Mutter Heike gekommen. "Schade, dass Handarbeiten heute kein Schulfach mehr ist", sagt Kirsten Gellert. Und so bringt der Handarbeitskreis auch die Generationen zusammen. Susanne Feldhusen (52) hat ihre Tochter Sandra (22) mitgebracht: "Lernen, weitergeben, gucken, was die anderen machen" - das ist ihr Anliegen.

Während Kaffeetasse geleert und Neuigkeiten aus dem Stadtteil erzählt werden, klappern die Nadeln. Lieselotte Holst packt eine Tischdecke wieder weg, die sie säumen wollte. "Das muss zu Hause erst einmal vernünftig gebügelt werden", erklärt Kirsten Gellert und zeigt noch, wie die Saumecke gefaltet wird, damit kein Knubbel entsteht. Lieselotte Holst lacht: "Ich habe in der Schule immer mit den Jungen Sport gemacht, wenn Handarbeiten dran war." Und Nesthäkchen Anni? Sie wundert sich, dass es so langsam voran geht. Ihre Wahloma tröstet: "Das wird schon."

Der Kreis kommt jeden Montag von 15 bis 17 Uhr im Pförtnerhaus an der Otto-Hahn-Straße zusammen.