Interview: Pfarrer-Wechsel in St. Benedikt: Markus Diederich folgt auf Peter Otto

Die rund 5500 Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde St. Benedikt bekommen zum 1. Dezember einen neuen Hirten. Markus Diederich (37) folgt auf Peter Otto (44), der am Sonntag um 15 Uhr in der Geesthachter St. Barbara-Kirche seinen Abschiedsgottesdienst begeht. Den Einstand gibt es für den neuen Pfarrer dann am selben Ort am 8. November.

Vor dem Wechsel sprach unsere Zeitung mit den beiden Geistlichen über die Vorzüge ihres Berufs, aber auch über die vergangenen und zukünftigen Probleme und Anforderungen in ihrem großen Wirkungsbereich.

In Zeiten anonymisierter und schneller werdender Kommunikation: Warum ist es immer noch erstrebenswert, Priester zu werden?

Peter Otto:

Es ist einfach schön, mit den Menschen zusammen zu sein, sie auf dem Lebens- und Glaubensweg zu begleiten. Das war für mich ein Grund, diesen Beruf zu ergreifen.

Markus Diederich:

Gerade die direkte Kommunikation ist umso wichtiger. Ich bin auch bei Facebook, aber in die Tiefe kommen wir dort nicht. Man kommt ins Gespräch, aber eine tiefergründige Diskussion? Da fehlt mir vielleicht auch der Zugang, mich über diese Plattform so hineinzudenken. Insofern ist mir der direkte Kontakt zu den Menschen ganz wichtig.

Erreichen Sie denn die Menschen immer noch so direkt?

Otto:

Wir haben ja verschiedene Wege, nicht nur sonntags in der Kirche. Man schreibt mal das geistliche Wort in der "Bergedorfer Zeitung", zweimal im Jahr mache ich für den NDR Kurzandachten. Die Leute lassen sich da ansprechen, wo wir ihnen in den Medien begegnen. Natürlich ist es aber auch so, dass wir viele nicht erreichen, wenn wir sehen, wie viele Gottesdienstbesucher und Gemeindemitglieder wir haben.

Herr Otto, sie verlassen St. Benedikt nach fünf Jahren auch deshalb, weil Sie offen darüber klagten, angesichts von zu viel Verwaltung immer weniger Seelsorge leisten zu können. Gehen sie eher mit einem lachenden oder einem weinenden Auge?

Otto:

Beides. Ich habe ja 2009 angefangen, da war die Pfarrei gerade fusioniert. Diese Fusion musste erste einmal bewältigt werden. Wir haben viele Strukturen neu schaffen müssen. Zudem habe ich anderthalb Stellen verloren und auch gemerkt, dass ich in vielen Strukturfragen drinhänge. Durch die Arbeitsbelastung bekam ich auch gesundheitliche Probleme in Form von Rückenschmerzen. Mit dem eingeschlagenen Weg der Pastoralen Räume musste ich mich auch fragen, ob das der Weg ist, wie ich arbeiten und leben möchte. Jetzt ist der nächste Schritt zu gehen, und ich merke, dass es gut ist, die Verantwortung an jemand anderen abzugeben. Ich habe mich hier aber auch sehr wohlgefühlt.

Welche Tipps können Sie Ihrem Nachfolger geben?

Otto:

Gelassenheit - und in Ruhe alles kennenlernen. Eine Chance, die ich nicht hatte. Als ich kam, waren ganz viele Sachen entschieden. Ich musste auf viele fahrende Züge aufspringen. Die Pfarrei mit ihren drei Gemeinden und ihren vier Kirchenstandorten, da braucht es eine Zeit, alles zu durchblicken. Ich wünsche Markus Diederich, dass er diese Zeit bekommt.

Inwieweit flößt Ihnen diese große Aufgabe Respekt ein, Herr Diederich?

Diederich:

Auch ich stehe immer wieder in der Gefahr, mich zu überarbeiten. Regeneration ist ganz wichtig. Ich hoffe, dass es mir hier gelingt, Arbeit und Erholung in ein gutes Verhältnis zu rücken. Ich freue mich aber auch, dass ich ein so gut bestelltes Feld übernehmen darf. Ein Jahr darf ich die Pfarrei kennenlernen, die anschließenden drei Jahre sollen dazu dienen, alles in die Entwicklung zu bringen für einen größeren Bereich.

Wie ist das denn grundsätzlich geplant? Werden Sie auch Leiter des erweiterten Pastoralen Raums?

Diederich:

Der Bischof hat mich zum einen zum Pfarrer, zum anderen zum Leiter der Entwicklung des Pastoralen Raums ernannt, der sich langsam formiert, aber noch nicht festgelegt ist. Bergedorf, Lohbrügge, Reinbek, Glinde, dazu die bereits bestehende Pfarrei - dies könnte ein sogenannter Pastoraler Raum werden. Ich soll diesen Prozess begleiten. Dann kann es passieren, dass ich diesen Pastoralen Raum auch leite.

Wie stehen Sie denn zu dieser XXL-Gemeinde? Bleibt der persönliche Kontakt da nicht zwangsläufig auf der Strecke?

Diederich:

Das ist ein Spagat, den wir gehen müssen. Ich gehe davon aus, dass ich für diesen Pastoralen Raum nicht der einzige Priester sein kann. Klar: Wenn man die Leitung hat, wird man weniger Kontakt zu den Menschen haben. Aber ohne diesen Kontakt möchte ich nicht leben. Ohne die Nähe predige ich über die Köpfe der Leute hinweg.

Herr Otto, Ihr Nachfolger lobte das toll bestellte Feld. Welches Projekt hätten Sie dennoch gern zu Ende gebracht?

Otto:

Wir sind in so vielen Umbruchsituationen drin, dass man eigentlich nie fertig ist. Wir haben ein paar Beschlüsse, was Sanierungsarbeiten angeht, sind im Umbruch, was Büroorganisation betrifft. Es sind aber auch Prozesse, die einfach länger dauern. Von daher ist es kein Punkt, sondern ein Semikolon, das ich setze. Ich bin insgesamt froh, was hier in meinen Jahren erreicht ist eben mit Unterstützung der ehrenamtlichen Mitarbeiter.