Naturkatastrophe in Asien: Peter Rogalla und seine philippinische Frau leiden mit dem Inselstaat

Die Philippinen umfassen 7500 mehr oder minder große Inseln. 89 Sprachen werden dort gesprochen, Tagalog ist am meisten verbreitet. Mittlerweile beherrscht Peter Rogalla diese recht passabel. Wenn sich der 71-Jährige mit Ehefrau Inday (61) auf der philippinischen Insel Cebu aufhält, geht er gern allein einkaufen, hat Freude daran, mit den Händlern auf dem Markt zu verhandeln. "Das sind liebe Leute mit reinem Charakter", weiß der pensionierte Polizist aus Geesthacht mit der besonderen Beziehung zum Inselstaat. Seine Frau, mit der er seit 33 Jahren verheiratet ist, stammt von dort. Die beiden haben einen Wohnbungalow in der Provinz Cebu. Der Betonbau blieb vom Taifunmonster "Haiyan" unangetastet. Doch natürlich sind die Rogallas geschockt von der gewaltigen Naturkatastrophe, die eine Schneise der Verwüstung und des Todes hinterließ.

Die Rogallas haben Verwandte und viele Freunde, die dort leben. Von diesen soll keiner durch den Taifun direkt betroffen sein. Die Kontaktaufnahme ist derzeit sehr schwierig, denn die Infrastruktur und das Kommunikationssystem, ohnehin für Mitteleuropäer vorsintflutlich anmutend, liegen nach dem Unglück brach. Inday Rogalla hört über eine Freundin und Landsfrau aus Lauenburg über die katastrophalen Zustände und sagt: "Wenn ich die Bilder sehe, dann ist das ganz schlimm. Und es wird jeden Tag schlimmer." Dabei schießen ihr Tränen ins Gesicht. Sie leidet mit ihrem Volk.

Ihr Ehemann Peter erklärt, warum gerade auf der Insel Leyte die Katastrophe so verheerende Folgen hat. "Dort herrscht große Armut. Die Menschen leben in Bretterbuden, die maximal von einem Wellblechdach geschützt sind. Häufig leben Großfamilien mit zehn, elf Kindern auf engstem Raum." Doch das ist nicht das einzige Problem. Wer sich auf den Philippinen aufhält, muss damit rechnen, zeitweise ohne Strom und Wasser auszukommen - gerade auf den kleineren Inseln. "Die Menschen leben teilweise wie im Mittelalter", sagt Inday Rogalla. Es stört die Erzieherin, dass fast nichts von der Not auf den kleineren Inseln berichtet wird: "Diese Menschen brauchen auch Hilfe."

"Haiyan" schlug mit seiner tödlichen Kraft mitten im Armenhaus Asiens zu. Gegen diese Naturgewalt ist der Mensch an sich schon machtlos. Dennoch nimmt der ehemalige Ermittler Rogalla die Machthaber der Philippinen in die Verantwortung. "Die Politiker sind schuld, denn sie haben nichts für den Umweltschutz und gegen den Klimawandel unternommen." Beispielsweise habe die Regierung die Mangroven in den großen Flusswäldern vor der Küste Leytes abgeholzt, um für Shrimps-Fanganlagen Platz zu machen. Die Mangroven bildeten jedoch eine ökologische Barriere gegen Stürme. Sie hätten, so Rogalla, die Wucht des Taifuns vermindern können, vielleicht hätte es weniger Tote gegeben. "Umweltschutz kennen sie dort nicht. Irgendwann rächt sich die Natur", meint Peter Rogalla.

Zuletzt waren die Rogallas im Frühjahr 2011 auf den Philippinen. Dass klimatisch etwas aus der Balance geraten ist, haben sie da schon bemerkt. "Die Regen- und Trockenzeiten haben sich verschoben", sagt Inday Rogalla. "Das Korallensterben hat durch die globale Erwärmung eingesetzt", sagt Hobby-Taucher Peter Rogalla desillusioniert. Bei den erschreckenden Bildern aus Asien wird es vorerst auch keine Rückkehr in das eigentliche Paradies mit Spaziergängen im weißen Sand vor dem Haus geben.