Bundeswettbewerb: Geesthachter Schüler ausgezeichnet

Den Ort, den sich dieses Quartett vornahm, gibt es so nicht mehr. Die Bahnhofsmission Büchen ist seit 1995 dicht. Früher war die Mission ein geschichtsträchtiger Ort, erster Treffpunkt von West- und Ostdeutschen in Zeiten, als die Mauer noch stand. Diese Zeiten haben Jan Niklas Hollwege, Arthur Lepsien, Jannick-Jörg Klitzschmüller und Robin-Alexander Mohr wiederaufleben lassen. Das Ergebnis steht auf 26 von ihnen verfassten Seiten und heißt "Interzonenverkehr statt Nachbarschaft" - die Bahnhofsmission Büchen". Diese Arbeit wurde beim landesweiten Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten prämiert. Die Schüler des Geesthachter Otto-Hahn-Gymnasiums sind heute als einer von 15 Zweitsiegern bei Bundespräsident Joachim Gauck im Berliner Schloss Bellevue und kassieren ihre Prämie von 1000 Euro.

Toller Erfolg für die Geesthachter Historien-Boygroup, die sich im September des vergangenen Jahres zunächst anders formierte. "Am Anfang waren wir zu dritt mit Jannick-Jörg, mir und noch einem Mitschüler, der aber schnell absprang. Dann sind Robin-Alexander und Arthur dazu gekommen", sagt Jan Niklas Hollwege. Unter der Leitung der ehemaligen Geschichtslehrerin Susanne Falkson (nun am Luisen-Gymnasium in Bergedorf) nahmen sich die damaligen Neuntklässler der Bahnhofsmission an.

In ihrer bebilderten Arbeit berichten sie über drei große Menschenströme von Ost nach West nach dem 2. Weltkrieg: zunächst die Flüchtlinge (1945 bis 1956), dann die Kurkinder aus Berlin, die sich im damaligen Bundesgebiet erholten, und hernach die sogenannten Zonenrentner, die in der BRD ihren vierwöchigen Urlaub verbrachten. "Die wollte die DDR am liebsten loswerden, damit sie die Rentenkasse des Staates nicht weiter belasten", weiß Jan Niklas Hollwege.

Zu all diesen deutsch-deutschen Begegnungen in Büchen sichtete das Quartett Filmmaterial, tauchte auch mal sonnabends in Textarchive ein. Am beeindruckendsten für die Geesthachter Geschichtsforscher, die im Sommer mit ihrem Werk bereits den Schleswig-Holsteinischen Landesentscheid gewonnen hatten, waren die Gespräche mit den Zeitzeugen. "Die Frauen haben ihre Freizeit geopfert und den Menschen aus Ostdeutschland geholfen, die Ankömmlinge beispielsweise mit Äpfel und Bananen versorgt", berichtet Jan Niklas Hollwege. Robin-Alexander Mohr ergänzt: "Die Zeitzeugen haben sehr positive Erinnerungen an die Bahnhofsmission. Die Helfer waren sehr berührt von der Dankbarkeit der Leute, haben im Nachhinein noch viele Briefe bekommen.".

Dies alles mit Fotos aus dem Innenleben der Bahnhofsmission illustrieren die Geesthachter Gymnasiasten in ihrem Beitrag. Ein Beitrag, welcher der Jury so gut gefiel, dass es nun für die Junghistoriker einen satten Scheck gibt. Nur unglücklich, dass nur ein Duo nach Berlin zum Tête-à-tête mit Gauck darf - das Schicksal aller Zweitsieger. Arthur Lepsien und Jannick-Jörg Klitzschmüller werden es sein. "Wir haben ausgelost, und für Arthur und mich ist es dabei gut gelaufen", sagt Jannick-Jörg Klitzschmüller.