Würdigung: Statt eigener Karte: Sozialausschuss spricht sich für wenig beliebten Ehrenamtspass des Landes aus

Das Ehrenamt soll in Geesthacht besonders gewürdigt werden, darüber sind sich Stadtverwaltung und Politiker einig. Doch die Frage, wer alles ein Anrecht auf diese Ehrung hat, sorgt für heftige Debatten. Die Grünen hatten in der Ratsversammlung im September einen Antrag auf die Einführung einer Ehrenamtskarte für Geesthacht gestellt, der Antrag wurde an die zuständigen Fachausschüsse weitergereicht (wir berichteten).

Am Mittwochabend präsentierte die Verwaltung auf der Sitzung des Sozialausschusses nun eine Beschlussvorlage, die sich aber nicht an dem Vorschlag der Grünen orientierte, sondern an einer möglichen Beteiligung an der bereits seit 2009 existierenden Ehrenamtskarte Schleswig-Holstein - herausgegeben vom Ministerium für Soziales, Familie und Gleichstellung in Kiel.

"Ich bin von der befremdlichen und nicht hinnehmbaren Vorgehensweise der Verwaltung enttäuscht", sagt Grünen-Chef Ali Demirhan. In seinen sechs Jahren als Fraktionsvorsitzender habe er es noch nie erlebt, dass die Stadtverwaltung auf einen Antrag von sich aus mit einem Gegenantrag reagieren würde.

Der Streit um die richtige Karte dreht sich vor allem um die Voraussetzungen, die ein Ehrenämtler erfüllen muss: Bei der SH-Karte liegt das Mindestalter bei 16 Jahren, man muss sich in den letzten zwei Jahren mindestens 500 Stunden sozial engagiert haben. Außerdem dürfen die Freiwilligen keine geldwerten Vorteile wie eine Aufwandsentschädigung oder Übungsleiterpauschalen erhalten.

"Das ist viel zu restriktiv", so Demirhan. Diese Vorgaben würden viele Ehrenamtliche in Geesthacht ausschließen. Seine Kriterien: mindestens 120 Stunden pro Jahr, ein Mindestalter von 14 Jahre und maximal 360 Euro Aufwandsentschädigung.

"Der Ehrenamtspass des Landes ist eine besondere Würdigung für überdurchschnittliche Ehrenamtsarbeit", so Thomas Vagedes, Vorsitzender der Freiwilligen Agentur, der dem Gremium das Konzept der SH-Karte erläuterte. Diese Karte, so Vagedes, sei bewusst nicht für jeden gedacht.

Sigrid Schröder würde keine der beiden Würdigungen erhalten: Die 73 Jahre alte Geesthachterin vertrat ehrenamtlich den Seniorenbeirat in der beinahe drei Stunden dauernden Ausschusssitzung. "Von der Arbeitszeit her schon, aber ich bekomme eine Aufwandsentschädigung, die noch über den Angaben der Grünen liegt", so Schröder. Doch selbst die SH-Karte würde ihr momentan nicht viel nützen: Zurzeit gibt es weder im Kreis Herzogtum Lauenburg noch in Stormarn Partner, die einen Preisnachlass in ihren Geschäften oder auf Eintrittsgelder geben.

Ein weiterer Streitpunkt: die Finanzierung. "Unsere Ehrenamtskarte wird zentral von Kiel aus gesteuert", erklärt Annika Vetter vom Büro der Ehrenamtskarte Schleswig-Holstein. Partner-Akquise, Anträge verwalten sowie Kartendruck - alle Verwaltungsaufgaben würden in der Landeshauptstadt erledigt. Demirhan hält dagegen: "Die entstehenden Kosten für eine Geesthacht-Karte wären marginal, das muss der Stadt das Ehrenamt wert sein". Letztendlich stimmte der Ausschuss dafür, dem Vorschlag der Verwaltung für die Ehrenamtskarte SH zu folgen.