Ordnungsamt: Roma campieren gegenüber der Hafenschänke - Genehmigung läuft Donnerstag aus

Die zwölf Wohnwagen und Autos mit deutschen und französischen Kennzeichen auf der Grünfläche gegenüber der Hafenschänke sind in den letzten Tagen so manchem Geesthachter aufgefallen. "Es handelt sich dabei um eine Gruppe von Roma", erklärt Ordnungsamtleiter Heiko Holler. Passanten informierten das Amt, dass auf dem städtischen Grundstück an der Steinstraße eine Wagenburg entstanden ist.

Bereits am Freitag wurde das Ordnungsamt aktiv: Unterstützt von zwei Polizisten und einem Kollegen vom Amt für Liegenschaften führte Holler eine Kontrolle durch. "Bei den 30 Personen handelt es sich nach deren Aussage um eine Gruppe aus Frankreich", so der Leiter des Ordnungsamts. Als Grund für ihren Aufenthalt hätten sie ein defektes Auto in Schwarzenbek angegeben. Deswegen gewährte die Stadt der Gruppe ein begrenztes Aufenthaltsrecht bis zum morgigen Donnerstag.

"Eine Lösung, die keinem weh tut", so Holler. Schließlich würde kaum ein öffentlicher Campingplatz eine so große Gruppe Roma aufnehmen.

Immer wieder machen Roma, Sinti oder andere Minderheiten Halt in Geesthacht - zwei bis drei Mal im Jahr, schätzt Holler. Bevor der Wohnmobilstellplatz an der Elbe ausgebaut worden sei, hätten sie auch dort ihr Lager aufgeschlagen. Das duldet die Stadt nun nicht mehr. Lediglich die Chemietoiletten dürfen dort noch geleert werden. Anders sieht es auf dem Gelände zwischen der K 63 und den Bahnschienen aus: Dort darf die Gruppe bleiben, aber nicht länger als bis Donnerstag. Auch nicht ganz umsonst - das Ordnungsamt hat ein Pfand kassiert. "Je nach Gruppengröße zwischen 100 und 400 Euro", so Holler.

Die betroffenen Roma selbst bleiben unter sich - diesen Standpunkt vertreten sie eisern, teilweise sogar in einem barschen Ton. "Das ergibt sich aus einer tief verwurzelten Angst aufgrund der historischen Ereignisse, aber auch wegen der aktuellen Verfolgungen", erklärt Hauke Bruhns, Pressesprecher beim Landesverband Schleswig-Holstein der Deutschen Sinti und Roma. Viele Angehörige würden selbst heute noch durch ihre soziale Randstellung - keinen festen Wohnsitz, keine Arbeit - diskriminiert.

Auch in Geesthacht sorgt die Ankunft der Roma für Diskussionsstoff: Seit Freitag melden einige Bürger, dass junge Männer an ihrer Haustür um eine Spende bitten - teilweise in einem aggressiven Tonfall. "Wir sehen keinen Zusammenhang mit der Wohnwagensiedlung", erklärt Thomas Specht. Eine Vorverurteilung möchte Geesthachts Polizeichef vermeiden: "Alle kontrollierten Personen hatten gültige Ausweispapiere."