Regional: Immer mehr Menschen sind Tierhaltung, Herkunft von Lebensmitteln und Naturschutz wichtig

"Regional ist das neue Bio" titelten jüngst gleich mehrere Zeitungen. Tenor der Berichterstattung: Studien haben ergeben, dass Verbraucher immer mehr Wert auf die Herkunft ihrer Lebensmittel legen. Kaum noch jemand kauft etwa Erdbeeren im Winter. Doch nicht nur das, auch die Qualität und die Art der Herstellung rücken zunehmend in den Fokus. Entsprechend finden Produkte aus kleineren Manufakturen, etwa Senf oder Schokolade, Zuspruch - auch, wenn sie etwas teurer sind.

Der Geesthachter Uwe Kiesewein war diesem Trend weit voraus. Bereits vor 25 Jahren gründete er mit 13 Mitstreitern die Geesthachter Rindergilde. "Jeder legte 400 Mark auf den Tisch, wir kauften drei Rinder und pachteten drei Hektar Weide von einem Landwirt in Kollow", erzählt der 72-Jährige. Das ist lange her, mittlerweile gehören der Rindergilde 44 Rinder, die auf 40 Hektar Weide zu Hause sind. Mit im Boot ist Bauer Erdmann Voß, auf dessen Hof die Tiere überwintern. Gerade in jüngster Zeit ist auch die Mitgliederzahl der Gilde stark gestiegen. "Zum Jubiläum im Sommer konnten wir unser hundertstes Mitglied begrüßen", sagt Kiesewein. Mittlerweile ist die Zahl auf 127 angewachsen. "Es sind auch viele junge Familien dabei." Jedes Mitglied bekommt einmal pro Jahr ein Achtel von einem Rind, also zwischen 20 und 25 Kilogramm Fleisch, einen Mix aus Steak, Rouladen, Hack, Filet, Gulasch, Roastbeef und Suppenfleisch. Gerade wird wieder geschlachtet. 14 Tiere sind es diesmal.

Und im März kommen wieder etliche Kälber auf die Welt. Denn mit etwa 20 Muttertieren und einem Bullen wird nachgezüchtet. Die Kälber bleiben neun Monate bei der Mutter. "Unsere Tiere ernähren sich nur von Muttermilch, Gras und Heu", sagt Kieswein.

Doch nicht nur die Rinderzucht, auch der Naturschutz ist der Gilde wichtig. Dutzende aktive Mitglieder kümmern sich um die Pflege der Knicks rund um die Weiden, sie reparieren Zäune, legen Feuchtgebiete an oder hängen Fledermauskästen auf. "Jeder hat eine Woche im Jahr Dienst", erklärt Kiesewein. Die aktiven Mitglieder bekommen das Fleisch für 150, statt für 180 Euro - und entwickeln einen Bezug zu Tier und Natur. Die Gilde hat 3000 Meter neue Knicks gepflanzt, als Windschutz, aber vor allem auch, um die Artenvielfalt zu fördern. "Wir haben hier einen der größten Laubfroschbestände in Schleswig-Holstein", freut sich Erdmann Voß. Hinzu kommen über 20 verschiedene Vogelarten.

www.rindergilde-geesthacht.de

www.erdmannshof.de