Geesthacht (kl). Kennengelernt haben sie sich über eine russischsprachige Internetseite der Anonymen Alkoholiker (AA): Der Geesthachter Dimitri und der gebürtige Lette Vladimir, der seit zehn Jahren in London lebt.

Jetzt haben sie sich erstmals in Geesthacht getroffen. Vladimir, der auf dem Weg zur Europäischen Zentrale von AA in Frankfurt war, machte an der Elbe Zwischenstation.

"AA gibt es weltweit - wir verstehen uns eben überall", sagt Waldemar Dobrowolski. Der Geesthachter ist Mitbegründer einer Gruppe, die sich jeden Montag (19.30 Uhr) in der Friedenskirche (Querstraße 4) trifft. Das Prinzip ist die Anonymität: AA-Mitglieder nennen nur ihre Vornamen. Auch Dimitri, seit neun Jahren in Geesthacht, gehört seit drei Jahren dazu. "Ich bin damals fast bewusstlos Auto gefahren und habe meinen Führerschein verloren", erzählt er. Schon vorher war er immer wieder zur Entgiftung im Krankenhaus, doch Mahnungen, etwas gegen seine Sucht zu tun, nahm er nicht ernst. "Es hat gedauert, bis ich eingesehen habe, dass ich Alkoholiker bin. Das war ein schrecklicher Moment, aber man muss diese moralische und physische Grenze erst einmal erreichen", erzählt er.

Sein lettischer Gast Vladimir hat schon im Alter von 14 Jahren mit dem Trinken begonnen. "Ich habe gestohlen und wurde statt ins Gefängnis zur Armee geschickt. Aber auch dort hatte ich Probleme", erzählt er. Heirat, zwei Kinder, Job - das Trinken gehörte immer dazu. Und zerstörte schließlich alles. Vladimir verlor seine Familie, seine Arbeit, sein Zuhause. "Ich habe auf der Straße gelebt." Erst 1990, als sich die Sowjetunion auflöste, lernte er das Zwölf-Schritte-Programm von AA kennen. Viele Rückfälle hat er erlebt, doch heute sagt er stolz: "Seit 1999 habe ich keinen Alkohol mehr getrunken. Das AA-Programm hat mir die Möglichkeit gegeben, ins normale Leben zurückzukehren." Das will er jetzt an andere weitergeben. In London baute Vladimir eine russischsprachige AA-Gruppe auf, denn es gibt dort viele Migranten aus dem osteuropäischen Raum.

In 180 Ländern der Welt gibt es bereits mehr 100 000 AA-Gruppen.

Weitere Informationen über die Geesthachter Gruppe gibt Gruppensprecher Gerd unter Telefon (0 41 52) 15 92 88. Und auch für russischsprachige Suchtkranke könnte es vor Ort bald ein Angebot geben, sie können sich an Vladimir unter der Telefonnummer (0 41 52) 1 36 30 13 wenden.