Geesthacht (kl). Das Gelände liegt an einer der verkehrsreichsten Kreuzungen der Stadt. Büsche und Bäume wachsen so dicht hinterm Zaun, dass Passanten kaum auf das Gebiet achten. Dabei haben viele Geesthachter als Kind hier inmitten von Sandbergen und Steilhängen gespielt.

Und noch früher fuhren Lastwagen ein und aus, lange Zeit baute die Familie Holert Sand für ihr Hartsteinwerk ab. Die Holertsche Kieskuhle an der Hansastraße/Ecke Berliner Straße ist 7,8 Hektar groß - und heute ein grünes Refugium, das fast mitten in der Stadt liegt.

Blindschleiche, Sandlaufkäfer, Schachbrett-Schmetterling, Dachs, Heidgrashüpfer - das sind nur einige seltene Tiere, die sich hier wohlfühlen. Die Fläche befinde sich im Wandel zu einem Wald, heißt in der letzten Biotopkartierung aus dem Jahr 2000. Die Gutachter empfahlen, größere Magerstandorte für gefährdete Reptilien und Insekten zu erhalten oder zu vergrößern und den Gehölzbestand zu lichten.

Mittlerweile ist die Entwicklung fortgeschritten. "Die Fläche wird im Sinne des Landeswaldgesetzes bewirtschaftet und ausgelichtet", erklärt Stadtsprecher Torben Heuer. In Teilen würden Büsche entfernt, um nährstoffarme, trockenwarme Sandstandorte freizuhalten. Unter Schutz im Sinne des Naturschutzgesetzes steht das Gelände zwar nicht, doch in Geesthacht ist unbestritten, dass es Grünfläche bleiben soll.

Anfang der 90er-Jahre gab es noch Pläne, entlang des Dösselbuschberges Wohnungen zu bauen, doch die Untere Landschaftspflegehörde legte ihr Veto ein. Heideflächen, Trockenrasen und Gebiete, die der eigenen Entwicklung überlassen wurden - das Gelände sei schützenswert. Auch der Nabu zeigte den Artenreichtum und mahnte, das ökologische Kleinod zu erhalten. Der Biologielehrer Holger Rizmanski hatte seine Examensarbeit über die Kiesgruben im Kreis geschrieben und listete für die Holertsche Kiesgrube 92 Pflanzenarten auf, von denen 13 auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten standen.

"Eine Bebauung ist derzeit weder erlaubt noch vorgesehen", sagt Torben Heuer. Dr. Friedhelm Ringe vom Nabu hält aber weitergehende Pflege für sinnvoll: "Das Gelände wächst stark zu. Dort müssten ein paar Bäume gefällt werden." Früher habe er oft Zauneidechsen gesehen, wuchs hier die Kassubische Wicke, eine wärmeliebende Art. In den sandigen Steilhängen hätten Wildbienen Unterschlupf gefunden. "Ob sie jetzt noch da sind, weiß ich nicht", so Ringe. Seine Bitte: Dass Fußgänger und Radfahrer, die an der Hansastraße unterwegs sind, auf Weinbergschnecken achten. "Zu viele werden totgefahren oder zertreten."