Geesthacht (knm). Schon der Begründer der evangelischen Kirche, Martin Luther, verwendete in seinen Schriften den Begriff Denkmal - in der Bedeutung von “Gedächtnisstütze“. Ein Denkmal hilft, sich zu erinnern, hält den Prozess der Auseinandersetzung mit dem Vergangenen von Generation zu Generation in Gang.

Und das ist mitnichten immer angenehm. Deshalb beschäftigt sich die Wanderausstellung des Lauenburgischen Kunstvereins und der Stadt Geesthacht mit unbequemen Denkmälern. Sie stellt die Frage "Was sagen uns die Kriegerdenkmäler heute?" und wird in verschiedenen Städten des Kreises gezeigt. Im Krügerschen Haus (Bergedorfer Straße 28) ist die Schau, bestehend aus 50 Ausstellungsplakaten, vom 23. Oktober bis zum 7. November zu sehen. Jeder Ausstellungsort ergänzt sie mit einem eigenen Schwerpunkt. In Geesthacht geht es speziell um das Thema Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs. Wir haben mit Museumsleiter, Wolf-Rüdiger Busch über die Ausstellung gesprochen.

bz/LL:

Wann ist ein Denkmal eigentlich unbequem?

Wolf-Rüdiger Busch:

Unbequem kann die Erinnerung an das Ereignis selbst sein, etwa einen Krieg. Aber auch die Auseinandersetzung damit, mit Aspekten wie Schuld und Sühne. Schwierige Fragen kommen auf, etwa: Wie positioniere ich mich selbst zu dem Thema und entsprechend zu gegenwärtigen Ereignissen. Wie gehe ich zum Beispiel heute mit Kriegsveteranen um?

Gibt es unbequeme Denkmale in Geesthacht?

Aber ja. Seit 1985 arbeiten wir die Lokalhistorie diesbezüglich auf. Wir haben neun Kriegerdenkmäler, Ehren- und Mahnmale in der Stadt. Zum Beispiel im Ratssaal die Tafel mit den Opfern der Gewitteraktion von 1944, den Gedenkstein für Sinti und Roma an der St.-Salvatoris-Kirche oder die Friedenseiche an der B 5.

Und aktuell beschäftigen Sie sich mit Zwangsarbeitern während des Zweiten Weltkriegs?

Aus der Auseinandersetzung mit unbequemen Denkmälern ist die Frage nach einem Mahnmal für Kriegs-, Fremd- und Zwangsarbeiter entstanden, die in der Pulver- und Dynamitfabrik eingesetzt waren - bis zu 11 500 Menschen.

Wie könnte ein solches Mahnmal aussehen?

Da sind Künstler gefragt. Wie geht die Kunst mit dem Thema um? Auch die Bevölkerung könnte sich einbringen.

Warum sind solche Denkmäler oder Mahnmale nach wie vor wichtig?

Sie regen zur Auseinandersetzung mit unserer Geschichte an, meiner Meinung nach eine Pflicht für jeden mündigen Bürger. Außerdem dürfen wir nicht zulassen, dass rechte Gruppen Kriegsdenkmäler für ihre Ideologie missbrauchen. Dem gilt es entgegen zu wirken. Hinzu kommt, dass es leider immer wieder aktuelle Anlässe gibt, die eine ähnliche Auseinandersetzung erfordern, man denke an die 54 gefallenen deutschen Soldaten in Afghanistan. Auch Tage wie Buß- und Bettag oder der Volkstrauertag können in diesem Zusammenhang wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen rücken.