Eigenproduktion im Kleinen Theater

Es ist kein leichter Stoff, den sich Ulrich Jacobi da vorgenommen hat: Eine moderne Inszenierung von Goethes "Faust" bringt der Leiter des Kleinen Theaters Schillerstraße in diesem Jahr als Eigenproduktion auf die Bühne - und zwar Teil 1 und 2 des monumentalen Klassikers. Im Team hat er bewährte Schauspieler, allen voran Suzanne Andres, die schon in der ersten Produktion vor neun Jahren dabei war - damals "Faust", Teil 1. Sie spielt jetzt den Mephisto, denn diesmal ist diese teuflische Gestalt eine Karrierefrau, gekleidet in ein rotes Business-Kostüm.

Auch Thomas Ney (Faust) und Erika Döhmen (Frau Marte und weitere Rollen) gehören schon zur Stamm-Mannschaft. Uwe Thielen ist den Geesthachter Zuschauern aus "Wilhelm Tell" bekannt. Neu dabei: Maja Rodigast (Margarethe/Helena). Auf die junge Schauspielerin wurde Theaterleiter Ulrich Jacobi aufmerksam, als sie im KTS als "Sams" auf der Bühne stand.

Im Faust geht es um das menschliche Streben in all seinen Formen - mehr Wissen, mehr Erfolg, mehr Reichtum, Herrschaft über die Natur. Und um die zentrale Frage, ob der Mensch bereit ist, für all das seine Seele zu verkaufen, erläutert Ulrich Jacobi. Gott und Mephisto ringen dabei um Faust.

Für seine Inszenierung hat Jacobi insbesondere den als schwierig geltenden zweiten Teil des Faust gekürzt und neu interpretiert. "Es geht dort viel um griechische Mythologie, diese Kenntnisse kann man heute aber nicht mehr voraussetzen", erklärt der Theaterleiter. Aber er hat auch Passagen entdeckt, die sehr modern wirken. "Da wird die Einführung des Papiergeldes geschildert, die einen angesichts heutiger Entwicklungen auf dem Geldmarkt mit ihrer Aktualität erschüttern kann." Weil Goethe sein Stück mit vielen Rollen ausstattete, übernehmen Jacobis Akteure teilweise mehrere - der Wechsel wird durch Masken deutlich gemacht, die Anetta Antosik hergestellt hat. Sie ist auch für die Kostüme verantwortlich.

60 Plätze fasst das Studio des KTS, in dem die neue Eigenproduktion am 3. November um 20.30 Uhr zum ersten Mal zu sehen ist. Weitere Aufführungen sind am 16., 23., 30. November und 7. Dezember um 19 Uhr sowie am 13. Dezember um 20.30 Uhr. Eine halbe Stunde vorher beginnt je eine Einführung in die Inszenierung. "Außer am Premierentag, da bin ich zu aufgeregt", gesteht Jacobi. Karten zum Preis von 25 (ermäßigt 10) Euro gibt es bei Zigarren Fries, Bergedorfer Straße 46, sowie vor der jeweiligen Vorstellung an der Theaterkasse.

In der Reihe "Theater im Gespräch" hält Regisseur Jacobi am Mittwoch, 20. November, den Vortrag "Faust - Das Prinzip in 1 und 2". Der Eintritt ist frei.