Ernte: Eicheln, Kastanien und Bucheckern nur in der Stadt

Eicheln, Kastanien und Bucheckern sind Sinnbilder für den Herbst und bei Kindern als Bastelbedarf beliebt. "Ich sammele gern Kastanien", sagt Ravza Dogac (9) und zeigt eine Handvoll Früchte, die sie am Bandrieter Weg gefunden hat. Früher hat sie damit Supermarkt gespielt. Die Kastanien wurden als Lebensmittel verkauft. Doch insbesondere Bucheckern und Eicheln sind eigentlich wertvolles Saatgut zur Aufforstung der Wälder, für Kommunen aber auch Privatleute.

Ben Buhle ist Forstwirtschaftsmeister und arbeitet bei der Forstsaatgutberatungsstelle in Oerrel bei Munster. "Wir stecken mitten in einer schlechten Ernte", sagt der Experte. Buchen seien im Moment der Renner, würden gern angepflanzt, aber Bucheckern gebe es in diesem Jahr so gut wie gar keine. Man müsse dabei unterscheiden zwischen den Bäumen, die einzeln auf Feldern und im Stadtgebiet stehen, und den Waldbäumen, erläutert Buhle. Während erstere jedes Jahr Früchte tragen, könne man bei Waldbäumen nur etwa alle drei Jahre mit einer guten Ernte rechnen. Grund dafür sei die Konkurrenz um die vorhandenen Nährstoffe und das Sonnenlicht.

Außerdem dürfe nicht jeder Baum beerntet und das Saatgut verwendet werden. Das Landesministerium muss Bäume für die Ernte zulassen. Entscheidende Kriterien sind dabei ein Mindestalter, eine Mindestanzahl und die Vitalität. "Gerade in Zeiten des Klimawandels brauchen wir robusten und gesunden Baumnachwuchs", so Buhle - damit die Pflanzen auch Umwelteinflüssen trotzen können.

Im Kreis Herzogtum Lauenburg gebe es zum Beispiel einen Buchenbestand nahe Farchau, der regelmäßig beerntet werde. Für die Ernte werden Netze unter den Bäumen ausgelegt. Normalerweise sind es 320 000 Quadtratmeter Netzfläche in Niedersachsen. Doch in diesem Jahr lohnt sich das Auslegen kaum. "Die schlechte Ernte hat viel mit der Witterung im Vorjahr zu tun, denn die Knospen werden bereits ein Jahr vor der Blüte angelegt." Ein Problem sei stets ein schlechter Sommer. "Nur wenn es eine Zeit lang trocken und heiß ist, fürchten die Pflanzen eine Not. Das befördert den Arterhaltungstrieb." Ergo: Es werden mehr Knospen gebildet - zur Not mit letzter Kraft.

Doch die Saatgutstellen haben die Möglichkeit, in guten Jahren Früchte in Kühlhäusern zu lagern - und damit vorzubauen. Nur mit Eicheln funktioniert das nicht. "Sie halten sich maximal einen Winter."