70er-Jahre-Gebäude: CDU will über einen Neubau diskutieren - Andere Fraktionen für Sanierung

120 Frauen und Männer arbeiten für die Stadtverwaltung im Rathaus am Markt. Mittlerweile unter Umständen, die teilweise zu gesundheitlichen Beschwerden führen. Es müffelt nach Abwasser, defekte Fenster sorgen im Sommer wie Winter für Temperaturbelastungen, die kaum hinnehmbar sind, die Bausubstanz schränkt das Arbeiten bereits ein.

Nachdem die Immobilienverwaltung kürzlich im Fachausschuss 50 000 Euro für ein Gutachten zur Ermittlung der Wasser- und Abwasserleitungen im Rathaus beantragt hatte, beschäftigt der Verwaltungsbau nun auch die Parteien. "Wir haben demnächst eine Klausurtagung und werden auch darüber beraten, ob wir uns einen Neubau des Rathauses vorstellen können", erklärt CDU-Chef Sven Minge. "Die 50 000 Euro wären ja nur zur Datenermittlung, dafür wäre noch kein einziges Rohr ausgetauscht", so Minge. Er geht davon aus, dass der Verwaltungsbau aus den 70er-Jahren nach unternehmerischen Gesichtspunkten längst abgeschrieben ist. Minge: "Es stellt sich die Frage, ob es hier noch sinnvoll ist, überhaupt Geld in eine Sanierung zu stecken, oder ob ein Neubau nicht besser wäre." Eine Frage, die die CDU zunächst für sich klären möchte.

Auf Unterstützung durch die anderen Parteien können die Christdemokraten dabei nicht setzen. SPD, FDP und Grüne lehnen einen Rathausneubau ab. "Das wäre utopisch", meint FDP-Fraktionschef Rüdiger Tonn. Ali Demirhan (Grüne) möchte lediglich eine Sanierung. "Das Rathaus muss baulich dringend unter die Lupe genommen werden, aber eine energetische Sanierung sollte reichen", sagt er.

SPD-Fraktionschefin Kathrin Wagner-Bockey sieht gar nicht die finanziellen Möglichkeiten, einen Neubau stemmen zu können. "Pläne, wo die Wasserleitungen verlaufen, sollten sich außerdem irgendwie auftreiben lassen", ist sie überzeugt. "Ein Verwaltungsneubau ist nicht das dringendste Problem, das wir haben. Das Gebäude stammt zwar aus einer Zeit, in der Pfusch am Bau an der Tagesordnung war, aber für den Dienstbetrieb halte ich es für ausreichend", so Wagner-Bockey. Außerdem seien in das Bürgerbüro und den Ratssaal fast eine Million Euro investiert worden.

"Es ist zurzeit so, dass wir alle Mitarbeiter vernünftig untergebracht haben", sagt Torben Heuer, Sprecher der Stadtverwaltung. Was aber fehle, seien Besprechungsräume. Zu weiteren Mängeln wollte sich die Verwaltung auf Nachfrage unserer Zeitung nicht äußern, bevor es einen Prüfauftrag von Seiten der Politik gibt. Der wäre dann vermutlich mit weiteren Planungskosten verbunden.

"Ein Altbau birgt bei einer Sanierung immer Probleme, da dürfte es uns beim Rathaus nicht anders gehen, wenn wir dort die Wasser- und Abwasserleitungen anfassen", fürchtet Minge unkalkulierbare Kosten.