Was Experten raten Frühzeitig um Reifen kümmern - und rechtzeitig einen Termin vereinbaren

Am 1. Dezember ist der astronomische Winteranfang. Doch frostige Temperaturen gibt es meistens schon viel früher. Winterreifen aufziehen - wann ist der richtige Zeitpunkt? Als Antwort wird gern die Regel "Von O bis O - von Oktober bis Ostern" genannt. Also gleich morgen die Reifen wechseln? "Hier bei uns im Norden muss man diese Regel etwas abwandeln", sagt Timo Maltzahn vom Autohaus Heuer in Geesthacht. Aufgrund der milden Herbsttage in den vergangenen Jahren und dem verspäteten Winteranfang rät der Obermeister der Kraftfahrzeuginnung Herzogtum Lauenburg seinen Kunden, das Auto erst Ende Oktober umzurüsten. Denn sonst sei der Verschleiß der weicheren Gummimischungen auf den Winterreifen zu groß. "Anfang Oktober macht für Autofahrer in Süddeutschland Sinn, die möglicherweise auch im Alpenraum unterwegs sind", sagt Maltzahn.

Der Gesetzgeber ist bei der Frage nach dem richtigen Zeitpunkt keine Hilfe: Zwar heißt es in Paragraf 2, Absatz 3a der Straßenverkehrsordnung, dass bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte ein Auto nur mit ans Wetter angepassten Reifen fahren darf. Diese Bedingungen erfüllen sowohl Winterreifen als auch M+S-Reifen (für Matsch und Schnee) und Ganzjahresreifen (mit dem Symbol einer Schneeflocke). Doch wann zieht man welche Reifen auf? Schließlich kommt es nach dem ersten Schneefall immer wieder zu langen Wartezeiten in den Werkstätten, weil Autofahrer ganz schnell die Reifen gewechselt haben möchten. Denn wer mit unpassenden Reifen unterwegs ist, muss bei einem Unfall mit einem Bußgeld von bis zu 120 Euro und einem Punkt rechnen. Auch der ADAC nennt als Orientierungshilfe die "O bis O"-Regel. "Aber es kommt auch auf die richtige Profiltiefe an", sagt Reifenexperte Ruprecht Müller vom ADAC-Technikzentrum. Der Gesetzgeber schreibt eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern vor. "Aus Sicherheitsgründen empfehlen wir aber vier Millimeter", so der Diplom-Ingenieur für Fahrzeugtechnik. Die gleiche Meinung vertritt Kfz-Meister Maltzahn: "Alles unter drei Millimetern ist technisch gesehen als Winterreifen nicht zu gebrauchen." Unterhalb dieser Grenze wären die Lamellen abgefahren, das Profil hätte nicht mehr den besten Grip auf der Straße.

Das haben unsere südlichen Nachbarn in Österreich auch erkannt: Vom 1. November bis zum 15. April sind dort Winterreifen mit einer Mindestprofiltiefe von vier Millimetern vorgeschrieben.

Wer jetzt über den Kauf neuer Winterreifen nachdenkt, sollte einige Dinge beachten: "Die Reifen sollten nicht älter als zwei Jahre sein", so Maltzahn. Das Alter der Reifen verrät die DOT-Kennzeichnung auf der Reifenaußenseite. Die ersten zwei Ziffern des vierstelligen Codes bezeichnen den Monat, die letzten zwei Zahlen das Jahr, in dem der Reifen hergestellt wurde. Eine zusätzliche Orientierungshilfe bietet ein neues Öko-Label der EU: Der Aufkleber zur Energieeffizienz informiert auch über die Nasshaftung, den Bremsweg auf regnerischen Straßen.

Doch der wichtigste Hinweis kommt vom ADAC-Experten: "Auch mit Winterreifen sollte man seine Fahrweise an die Straßen- und Witterungsverhältnisse anpassen."