Van Merhagen + Seeger: Reinigungs- und Pflegegroßhandel wird 120 Jahre alt und baut Standort weiter aus

Wer vor 120 Jahren das Geschäft von Heinrich Seeger im Hamburger Stadtteil St. Georg betrat, wollte wahrscheinlich Großreinemachen. Bürsten, Seifen, Scheuertücher - hier gab es alles für den anständigen Hausputz. Das ist bis heute so geblieben: Auch die Kunden, die dieser Tage ihre Ware bei Van Merhagen + Seeger in Geesthacht an der Mercatorstraße bestellen, mögen es reinlich - denken allerdings in größeren Dimensionen.

"Wer bei uns Toilettenpapier kauft, nimmt als Minimum 64 Rollen ab", sagt Christoph Hardege, Geschäftsführer bei Van Merhagen + Seeger. "Wir können im Bereich Reinigen und Hygiene auf 35 000 Artikel zugreifen, sie für unsere Kunden bestellen." 4000 Produkte - von der Windel bis zum Papierhandtuch - hat der Großhändler stets auf Lager. Mittlerweile hat sich das Sortiment erweitert. Gastronomie- und Medizinartikel sind dazugekommen. Geliefert wird etwa 120 Kilometer in alle Himmelsrichtungen. Zu den Kunden der inhabergeführten Firma gehören zum Beispiel Pflegen &Wohnen, das Unfallkrankenhaus Boberg, das St.-Adolf-Stift in Reinbek, große Gebäudereiniger wie Dussmann oder Hotels wie das Marriott oder das Hyatt. "Wir statten sämtliche Hamburger Schulen mit Papierhandtüchern aus", sagt Hardege. Bestellt wird bei bis zu 80 Lieferanten von Henkel bis Procter & Gamble.

Doch vom Seifen- und Bürstenhandel bis zum Unternehmen mit 12 000 Quadratmeter Firmengrundstück, 52 Mitarbeitern und zehn eigenen Lkw war es ein weiter Weg. Nicht nur die Firmengründung von Heinrich Seeger 1893 bildete dafür einen Grundstein, sondern auch die des Händlers Herman J. Van Merhagen. "Er begann als Außendienstler bei Henkel", erzählt Hardege, "verkaufte Persil an der Haustür." Damals hätten Vertreter ein gutes Leben gehabt, Van Merhagen sei sogar mit Chauffeur unterwegs gewesen.

Im Jahr 1968 fusionierten Seeger und Van Merhagen und zogen als Unternehmen bald nach Oststeinbek um. 2007 entschied sich der Enkel des Firmengründers, Dirk Seeger, dass nach über 50 Jahren Arbeit Schluss sein muss. Er übergab die Firma an zwei neue Gesellschafter: Andreas Wencke und Christoph Hardege. Das Unternehmen ist heute Mitglied der GVS-Gruppe.

Im Jahr 2009 entschlossen sich die neuen Inhaber für einen Umzug nach Geesthacht: "In Oststeinbek konnten wir nicht wachsen, unsere Lagerfläche nicht erweitern", erzählt Hardege. Das sei aber dringend nötig gewesen. Geesthacht bot im Gewerbegebiet an der Mercatorstraße ausreichend Platz. "Außerdem wollten wir im Osten von Hamburg bleiben, denn viele langjährige Mitarbeiter wohnen in dieser Gegend."

Noch in diesem Jahr soll das Lager erneut vergrößert werden von 4000 auf 6500 Quadtratmeter. Außerdem hat die Firma einen Abholmarkt an der Süderstraße eröffnet. "Hier können Kunden Reinigungsmaschinen ausprobieren, an Reinigungsmitteln schnuppern und sich beraten lassen", sagt Hardege.

Im Geesthachter Hochregallager kommen jeden Tag vier bis fünf Lkw-Züge mit je 34 Paletten Ware an. Fachlagerist Sven Rauchmaul und Waldemar Rotfuß, Lagermeister Papier, haben alle Hände voll zu tun, damit alles seinen Platz findet. "Viele Produkte sehen sich sehr ähnlich, lassen sich zum Teil nur durch Nummern unterscheiden. Beim Ausliefern gilt es, ganz genau hinzugucken", sagt Sven Rauchmaul. Den weitesten Weg haben übrigens Einweg-Handschuhe. Sie kommen aus Fernost. "80 Prozent unserer Lieferanten sitzen aber in Deutschland", sagt Hardege.

Der 120. Firmengeburtstag soll im kommenden Jahr am 15. Mai mit einer Hausmesse nachgefeiert werden, zusammen mit der Eröffnung des Anbaus. Geschichte und Tradition haben in der Firma ihren festen Platz: Gleich im Eingang erinnert eine Vitrine an die Anfänge. Sie zeigt Produkte aus über 100 Jahren: von Lux Seifenflocken hin zum Waschzuber aus Holz.