Fukushima: Wie die Katastrophe 40 Schicksale veränderte

Auch über zwei Jahre nach der Atomkatastrophe in Fukushima ist die Gefahr für Umwelt und Menschen mitnichten gebannt. Immer wieder blickt die Welt erschrocken nach Japan, zum Beispiel als jüngst bekannt wurde, dass rund 300 Tonnen radioaktives Grundwasser pro Tag in den Pazifik fließen. Doch der Fotojournalist Alexander Neureuter befürchtet, dass das Schicksal der unmittelbar betroffenen Menschen vor Ort - darunter auch 300 000 Kinder - zunehmend in Vergessenheit gerät.

Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, berichtet er in einem Fotovortrag "Fukushima 360°" anhand von 40 Einzelschicksalen, welch tief greifende Veränderungen der Atomunfall für alle Betroffenen mit sich gebracht hat. "160 000 Menschen leben in der Präfektur Fukushima immer noch in Containern", sagt Andreas Neureuter. Dabei gehöre Japan zu den reichsten Ländern der Welt.

Zweieinhalb Wochen war er in Tokio, Hiroshima und Fukushima unterwegs. 2011 war der Umwelt-Journalist bereits in der Sperrzone von Tschernobyl. Anders als dort leben in Japan in der betroffenen Region Menschen. "Ihr Leben ist von der Katastrophe gespalten, viele Veränderungen sind unumkehrbar, zum Beispiel für Bauern, die ihr Land nicht mehr bewirtschaften, oder Fischer, die nicht mehr fischen gehen können."

Der Fotograf zeigt die Herausforderungen und Schwierigkeiten im alltäglichen Leben, berichtet vom selbstlosen Engagement vieler Leute. Er beschreibt aber auch die Skrupellosigkeit eines alteingesessenen Systems aus Ärzten, Beamten, Politikern, Medien, organisierter Kriminalität und Industrieunternehmen. "Geblieben ist für mich die Frage, ab welchem Punkt das Risiko einer Technologie eigentlich zur groß wird. Das muss jeder selbst entscheiden, aber für mich ist der Punkt in Bezug auf Atomkraft längst überschritten", sagt der 48-Jährige.

"Es muss bekannt werden, dass den Menschen in Fukushima nicht die Wahrheit gesagt wird, zum Beispiel im Hinblick auf die Höhe der radioaktiven Werte", sagt Atomkraftgegnerin und Grünen-Politikerin Bettina Boll. "Alexander Neureuter stellt sich oft mit einem eigenen Messgerät neben die staatlichen, und seine Werte sind zum Teil doppelt so hoch."

Bettina Boll hat Alexander Neureuter nach Geesthacht eingeladen. Sein Vortrag beginnt am Donnerstag, 26. September, um 19 Uhr im Ratsaal (Rathaus, Markt 15).