Aufzucht: Idee für neues Projekt

Dieser Fisch kann älter werden als ein Mensch und deutlich größer. Seine prähistorischen Spuren reichen 200 Millionen Jahre zurück - und trotzdem hat der Mensch es geschafft, den Stör beinahe auszurotten. War der Wanderfisch, der in seinem Leben Tausende Kilometer zurücklegt, einst vor unserer Haustür in der Elbe heimisch, bangen Biologen heute um jedes einzelne Exemplar.

"Der Stör braucht eine gute Wasserqualität", weiß Diplom-Biologe Dr. Jörn Geßner. Verschmutzte Flüsse mit vielen Barrieren und die Überfischung haben die Bestände des Störs dramatisch zurückgehen lassen. Geßner arbeitet deshalb für das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei und die Gesellschaft zur Rettung des Störs bei einem Aufzuchtsprojekt in Berlin am Müggelsee mit. Seit 2008 wird der Stör hier gezüchtet und in die Flüsse ausgesetzt. Eine solche Aufzuchtstation möchte der Experte auch an der Elbe realisieren. Unterstützung bekommt er dabei von der FDP.

"Um 1900 gab es noch riesige Störe in der Elbe", sagt Christel Happach-Kasan, die nicht nur für die FDP im Bundestag sitzt, sondern auch Biologin und Präsidentin des Deutschen Angelfischerverbandes ist. "Wir wünschen uns, dass der Stör hier wieder heimisch wird." Gerade in Geesthacht seien die Voraussetzungen gut, weil der Stör für die Fischtreppe als Bemessungsfisch galt, er also hindurchwandern und dabei gezählt werden kann. Außerdem gebe es an der Geestkante Laichplätze für die Fischart.

Die Bundesministerien für Umwelt und für Bildung und Forschung unterstützen die Aufzuchtprogramme. "Es gibt mit Sicherheit auch EU-Fördermittel für so ein Projekt", sagt die Politikerin.

Jörn Geßner schätzt, dass für eine Aufzuchtstation etwa ein Hektar Land benötigt würde. Bisher konzentriere sich die Aufzucht auf die Region Berlin. "Dabei wäre es gut, die Fische würden in dem Flusswasser gezogen, in dem sie auch ausgesetzt werden", sagt Geßner. Das härte die Tiere besser ab. In diesem Jahr haben er und seine Mitstreiter 10 000 Tiere aussetzen können. "Das Ziel sind 100 000 Tiere pro Jahr." Doch für die Aufzucht dieses außergewöhnlichen Fisches braucht man Geduld. "Wenn die Tiere in den Fluss gesetzt werden, sind sie 15 Zentimeter lang und etwa drei Monate alt. Geschlechtsreif werden sie aber erst mit 12 bis 15 Jahren", weiß Geßner. Kein Wunder, können die Fische doch bis zu 150 Jahre alt werden. Bis die ersten geschlechtsreifen Störe von ihrer Wanderung in die Ost- und Nordsee wieder in ihren Heimatfluss zurückkehren, vergehen etwa 20 Jahre. "Dafür ist die Fischaufstiegsanlage in Geesthacht ein Segen, denn hier bekommen wir mit, wenn die ersten Tiere zurückkommen", sagt Geßner. Die Fische wandern ins Meer, um mehr Nahrung zu finden. Sie essen zum Beispiel Schnecken und Würmer.

Die FDP will sich auf städtischer und auf Bundesebene für eine Störaufzucht in Geesthacht stark machen.