Motorsport-Club Seltenheit: Verein hat Rennstrecke selbst gebaut und finanziert - Saison fast ausgebucht

"Gern erinnere ich mich an meine Runden auf dem Heidbergring. Wie die meisten jungen Fahrer bin auch ich auf dieser Strecke gefahren. Damals saß ich noch im Kart." - Kein geringer als der ehemalige Formel-1-Pilot Ralf Schumacher richtete diese Grußworte zum 50. Jubiläum an den Motorsport-Club Geesthacht (MSC). Er ist nicht der einzige Profi-Rennfahrer, der um die Kurven der Düneberger Rennstrecke sauste. Auch sein Bruder Michael Schumacher war hier, genauso wie Mika Häkkinen. Kein Wunder, der Heidbergring ist etwas Besonderes.

"Als Verein eine eigene Anlage zu haben, ist von ganz großem Reiz und sucht in Norddeutschland seinesgleichen", sagt MSC-Vorsitzender Andreas Buhk stolz. Die Mitglieder des Motorsport-Clubs haben den Bau der Strecke selbst finanziert. In den 50er-Jahren, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, galt das eigene Motorrad nach vielen Jahren der Entbehrung als echtes Pfund und gab den Menschen ein Stück Mobilität zurück. Dazu kam ein enormes Bedürfnis nach Geselligkeit, Freizeitvergnügen und Sport. So schlossen sich im Juni 1951 Motorsportfreunde in Geesthacht zu einer Motorsportvereinigung zusammen und legten den Grundstein für den heutigen Club. Die sandigen Heidberge nutzen die Moto-Crosser zuerst als Rennstrecke. In den 60er-Jahren erhielt der MSC von der Stadt ein Pachtgelände am Fahrendorfer Weg. Mit Schaufel und Spaten bauten sich die Mitglieder des MSC hier ihren Heidbergring. Materialkosten: 28 076 DM - die über ein zinsloses Darlehen des ADAC finanziert wurden. In den folgenden Jahren wurde der Ring bis zu seiner heutigen Form aus- und umgebaut. Mittlerweile hat der Verein eine Betriebsgesellschaft gegründet, die den Ring wirtschaftlich betreibt. "Für die Saison 2014 ist bereits beinah jedes Wochenende ausgebucht", freut sich Buhk.

Der 48-jährige Kaufmann ist schon im Alter von 16 Jahren in die Jugendgruppe des Vereins eingetreten. Auch sein Vater war beim MSC aktiv, ist selbst Rallye gefahren. "Viele unserer Mitglieder sind seit Jahrzehnten dabei." Auch die beiden Söhne von Andreas Buhk, Lucas und Maximilian, hat das Rennfieber gepackt. Letzterer ist auf dem Sprung zum Profi und jüngster FIA GT3 Europameister. Sorgen macht sich Papa Buhk nicht, wenn seine Söhne mit Hochgeschwindigkeit unterwegs sind. Bei den Rennen wüssten schließlich alle, was sie tun. "Das ist sicherer als im Auto auf der Autobahn von Hamburg nach München", findet er. Gerade jungen Neulingen im Rennsport müsse man aber oft erklären, "dass sie nicht gleich Michael Schumacher sind", sagt Buhk. "Wer erfolgreich sein will, braucht Talent und viel, viel Übung."