Geschichte: Podiumsdiskussion über den Umgang mit unbequemen Denkmälern

Ein Gedenkstein für Sinti und Roma im Vorhof der St.-Salvatoris-Kirche, das Kriegerdenkmal 1914-1918, die Gedenktafel im Geesthachter Rathaus - Kriegsdenkmäler und Gedenkstätten sind ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur. Sie wurden errichtet, um historischer Ereignisse, die sich tief ins kulturelle Gedächtnis eingebrannt haben, zu gedenken. Erinnerungen wachrufen, gegen das Vergessen ankämpfen - das war ihre ursprüngliche Funktion. "Stimmt das so eigentlich noch?", fragt Wolf-Rüdiger Busch, Vorsitzender des Heimatbundes und Geschichtsvereins Geesthacht. Welche Bedeutungen haben die weit über 100 Kriegs- und Ehrendenkmäler im Kreis Herzogtum Lauenburg für die Menschen heute?

"Zumindest eins muss jedem klar sein: Wir dürfen die Deutung dieser Mahnmale nicht den Rechten überlassen", sagt William Boehart, Vorsitzender des Lauenburgischen Kunstvereins (LKV). Ein "Heldengedenken" wie erst kürzlich am Grab von Großadmiral Karl von Dönitz durch eine Gruppe Neonazis auf dem Waldfriedhof in Aumühle sei definitiv der falsche Umgang mit den Mahnmalen.

"Wer hat die Deutungshoheit von Kriegerdenkmälern?" - diese provokante Frage wird auf einer Podiumsdiskussion am Montag, 16. September, in der Alfred-Nobel-Schule (Neuer Krug 37-39) um 19.30 Uhr gestellt. Mit dabei: Dr. Jens Rönnau (Vorsitzender des Vereins Mahnmal Kilian), Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke, Mark Sauer vom Ratzeburger Bündnis gegen Rechts sowie Sylvia Stuhr vom Bund Bildender Künstler und Künstlerinnen Schleswig-Holstein.

Der Abend in der ANS ist ein Teil der Diskussionsreihe "Unbequeme Denkmäler - Erinnerungskultur wider das Vergessen". Busch: "Wir wollen in dieser Vortragsreihe aber auch einen aktuellen Bezug herstellen." So wird in Büchen am 24. Oktober um 19.30 im Kulturzentrum "Priesterkate" die Frage diskutiert werden, ob die Bundeswehr ein eigenes, regionales Denkmal für seine Gefallenen in Afghanistan braucht. "Ein sehr brisantes Thema, daher sind wir froh, dass Landtagspräsident Klaus Schlie die Schirmherrschaft übernommen hat", so Busch.

Die Diskussionsreihe ist aus dem Projekt "Botschaften setzen - Gegen missbrauchtes Gedenken" entstanden: Zum Volkstrauertag 2012 organisierte der LKV eine Plakatkunstaktion gegen die zunehmende Instrumentalisierung der Kriegerdenkmäler durch rechte Extremisten. Die von Schulklassen und Jugendgruppen gestaltete Wanderausstellung wird dieses Jahr weiter fortgesetzt. Im Oktober soll die Ausstellung auch nach Geesthacht kommen. Boehart: "Zu den 28 Tafeln aus dem letzten Jahr sind noch zehn weitere hinzugekommen."