Teuer: Stadt will für 50 000 Euro alte Rohre suchen lassen - Ausschuss stimmt zähneknirschend zu

Drei Wasserschäden gab es in den vergangenen Jahren im Rathaus. Zuletzt flutete ein defektes Rohr 2012 den Keller, es entstand ein Schaden von 20 000 Euro, für den bis heute keine Versicherung aufgekommen ist. Doch im Rathaus weiß man nicht einmal, wo welche Leitungen verlaufen, ob sie noch genutzt werden oder längst stillgelegt wurden. Die Wasserleitung, die zuletzt betroffen war, versorgte nur zwei Waschbecken, reicht aber vom Keller bis ins sechste Stockwerk des Verwaltungsgebäudes. Und die Abwassertechnik im Rathaus am Markt entspricht gar nicht den Forderungen des städtischen Abwasserbetriebs. Ein wahres Leitungs-Wirrwarr im Rathaus.

So versuchte Sylvia Funke vom Fachdienst Immobilien, die Politiker im Bau- und Verkehrsausschuss von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass ein 50 000 Euro teures Gutachten über den Leitungsverlauf in Auftrag gegeben werden muss. "Die Leitungen stammen noch aus den 70er-Jahren, im Altbau sogar aus den 50ern, und diese alten Leitungen spielen uns übel mit", sagte sie. Mit den 50 000 Euro, die bisher nur "grob gegriffen" sind - unklar, ob diese Summe reicht - soll das Rohrnetz gesucht und begutachtet werden, um später neue Leitungen zu installieren. "Wir wollen das System optimieren", sagte Sylvia Funke. Die Leitung über sieben Geschosse sei heute beispielsweise völlig unzweckmäßig, hieß es. Da es in einigen Bereichen zu wenige Nutzer gebe, würden die Leitungen dort zu wenig durchspült. Das entspreche nicht der Trinkwasserverordnung.

"Mich ärgern diese Planungskosten", machte Gerhard Boll (Grüne) seinem Unmut über eine Ausgabe von 50 000 Euro Luft. Und auch Jürgen Leonhardt (SPD) brachte diese Forderung auf die Palme. "Es ist traurig, wenn unsere Ingenieure im Rathaus das nicht einmal mehr selbst planen können, dann sollten wir uns von denen trennen", sagte er. "Was um Himmels Willen soll da 50 000 Euro kosten, wenn ich nur plane, ein paar Wasserleitungen zu ersetzen", wollte auch Walter Bödeker (CDU) wissen.

Als seine Mitarbeiter zunehmend in die Bredouille gerieten, ergriff Fachdienstleiter Peter Junge das Wort. "Die Diskussion ist doch nicht zielführend", versuchte er die Gemüter zu beruhigen. Junge: "Wir sind personell für diese Planung nicht ausgestattet."

Zwar verfügen die Bauverwaltung und der Fachdienst Immobilien über mehrere Ingenieure, doch die sind Architekten und keine Ingenieure für technische Gebäudeausstattung. Entsprechendes Know-how müsse man sich eben einkaufen, hieß es. Außerdem sei Spezialtechnik nötig, etwa eine Kamera zur Befahrung des Rohrnetzes.

Und teuer wird es dann, weil durch eine gerade erfolgte Novellierung der "Honorar-Ordnung für Architekten und Ingenieure" schon bei den Grundlagen ein 30-prozentiges Plus entstanden sei, klärte Ingrid Chyba vom Bauamt auf.

Zähneknirschend stimmte der Bauausschuss mit Enthaltung Leonhardts der Forderung der Verwaltung zwar zu. Doch Stephan Miß (SPD) kündigte gegenüber Bödeker an, dass man das Thema im Finanzausschuss, dem er vorsitzt, noch "einfangen" werde.