Global denken, lokal handeln: Präsidentin der Welthungerhilfe diskutiert mit SPD und Afrika-Verein

Um die Gestaltung von Hilfe zur Selbsthilfe und die Unterstützung von Ländern, in denen täglich Menschen verhungern, ging es am Donnerstagabend im Krügerschen Haus. Auf Einladung der SPD-Bundestagskandidatin Dr. Nina Scheer und des SPD-Ortsvereins war die Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, nach Geesthacht gekommen. Sie sprach zum Thema "Global denken - lokal handeln". Auch der Vorsitzende des Geesthachter Vereins Partnerschaft Afrika, Dr. Dirk Steglich, war eingeladen.

Die ehemalige Oberbürgermeisterin von Bonn, Bärbel Dieckmann, ist seit 2008 Welthungerhilfe-Präsidentin. Ihre Augen haben viel Armut und Elend gesehen. "Es ist eine Schande, dass es Hunger noch gibt. Die globale Nahrungsproduktion wäre durchaus in der Lage, alle sieben Milliarden Menschen auf der Erde ausreichend mit Essen zu versorgen. Leider sorgen Ungerechtigkeit und Korruption in vielen Ecken der Welt für unbeschreibliches Leiden", sagte Dieckmann und fügte hinzu: "Allein am heutigen Tag sind weltweit 3000 Kinder gestorben. Sie sind verhungert."Die Kernfrage des Abends: Wie können die führenden Industrieländer und Wirtschaftsgrößen wie Deutschland das Elend bekämpfen? Dr. Nina Scheer: "Genauso schnell wie die Armut wächst weltweit der Reichtum. Unsere Energiewirtschaft wird unübersehbar durch Klimawandel beeinflusst. So gilt es, den Anbau von Biokraftstoff zu fördern. Dies wiederum bedeutet weniger Getreideanbau." Ein Teufelskreis, den Scheer gern mit Einsatz der Agrogentechnik brechen möchte. "Wir können viel für eine bessere Balance in der Ernährungssituation weltweit tun. Es fängt mit bewusstem Konsumverhalten in Hinblick auf den Klimaschutz und endet mit den Exportsubventionen, die die Existenz vieler Ländern gefährden."

Wie David und Goliath trafen Bärbel Dieckmann und Dirk Steglich aufeinander. Während die Hungerhilfe-Präsidentin mit einem Volumen von über 150 Millionen Euro agiert, stehen der Partnerschaft Afrika für die Direkthilfe im afrikanischen Mali gerade mal 40 000 Euro im Jahr zur Verfügung.

Das Engagement gerade dieser unzähligen Initiativen, die effizient und transparent Hilfe leisten, lobte Bärbel Dieckmann. Steglich betonte die Bedeutung persönlicher Kontakte: "Geld allein ist es nicht. Nur weil wir mehrere Vertrauenspersonen in Mali haben, ist uns die Hilfe auch in der verheerenden Zeit der politischen Unruhen, der Gewalt und der Armut im Land doch gelungen."

Die Probleme mit einer schwierigen politischen Situation vor Ort kennt auch Bärbel Dieckmann: "Gerade in den Ländern, die wir unterstützen, werden die Menschenrechte allen Resolutionen der Vereinten Nationen zum Trotz missachtet. Zudem werden gerade Länder, die wir vor Armut bewahren wollen, nicht selten mit unseren Waffen versorgt."

Weiteres Problem: Viele Hilfsprojekte werden angezweifelt, manche gar wissenschaftlich untersucht und zum Flop erklärt, merkte Besucher Jürgen Vollbrandt an.

Auf der anderen Seite beklagte Dieckmann, dass 20 Millionen Tonnen Nahrungsmittel jedes Jahr in Deutschland vernichtet würden und wir nicht mal einen Teil davon an bedürftige Länder abgeben. "Ja, es ist und bleibt schwierig, Hunger- und Nothilfe gerecht zu betreiben. Dennoch führt kein anderer Weg zum Ziel als dieser. Wir müssen den wirtschaftlich, gesellschaftlich und sozial schwachen Ländern helfen. So lange, bis sie auf die Beine kommen und aus eigener Kraft für nötige Änderungen sorgen. Kurzum: leibliche und geistige Nahrung. Genug zu Essen und Bildung, Bildung, Bildung."