Erkenntnisse: Historisch und doch neu

Major August Ameil war der erste Mann aus Napoleons Armee, der sich im November 1806 in Geesthacht einquartierte - zusammen mit 200 Chasseurs des Cheveaux (Jäger zu Pferde). Der Schwadronenchef des fünften Regiments in der Truppe des Marschalls Bernadotte verletzte damit als erster die Neutralität der Hansestädte Hamburg und Lübeck, die sich bis dahin in den kriegerischen Auseinandersetzungen nach der Französischen Revolution Neutralität bewahrt hatten.

Geesthacht zählte damals zum Amt Bergedorf, das wiederum den beiden Städten zugehörte. Die 750 Einwohner Geesthachts lebten vor allem von gewerblichen und handwerklichen Tätigkeiten, einige von Landwirtschaft und Viehhaltung. Ob sich Ameil seines Vergehens bewusst war, ist zweifelhaft. Sicher ist allerdings, dass in dem kleinen Dorf Geesthacht mit gerade Mal 750 Einwohnern, durch die kleine Invasion ein echter Ausnahmezustand geherrscht haben muss. Und das war erst der Anfang.

Die Historikerin Jutta Braden hat sich für die neue Ausgabe der "Lauenburgischen Heimat" (Heft 194) Geesthacht in der Franzosenzeit gewidmet und beleuchtet die örtliche Historie von 1806 bis zum Jahr 1820 auf über 50 Seiten. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Zeit "tiefe Spuren im Dorf Geesthacht hinterließ". Es verarmte, verlor seine Anbindung an Bergedorf für mehrere Jahre und wurde durch die Befreiungskämpfe an den Rand des Ruins getrieben, musste es doch Hunderte Freiheitskrieger ernähren. Die Einwohnerzahl Geesthachts stagnierte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.

"Es gibt für uns immer wieder neue Erkenntnisse, wenn sich so eine Expertin einem Thema widmet und im Staatsarchiv forscht", freut sich Helmut Knust vom Heimatbund im Geschichtsverein. Bisher sei eher die Geschichte Lauenburgs in der Franzosenzeit erforscht gewesen. "Jetzt gib es auch eine umfassende Dokumentation zu Geesthacht."

Die Lauenburgische Heimat erscheint dreimal pro Jahr und wird vom Heimatbund und Geschichtsverein herausgegeben. Die über 900 Vereinsmitglieder zahlen 30 Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr und bekommen das Heft umsonst. Für alle anderen ist es im Geesthacht Museum (Bergedorfer Straße 28) und in örtlichen Buchläden für 12,50 Euro zu bekommen.

Weitere Themen sind "Vom Fischerhaus zur Heinrich-Osterwold-Halle", "Kurt Petersen, Bürgermeister von Lauenburg - Eine biografische Skizze", "Der Künstler Paul Stölting in Lauenburg", "Hugo Otto Zimmer - Versuch einer Annährung."