Handwerk: Goldschmied Helmo Hecker (73) macht die Arbeit noch immer Spaß

Ein silberner Wal taucht aus einem Meer aus Perlmutt auf und schießt eine glänzende Fontäne in die Höhe. In stundenlanger Filigranarbeit hat Helmo Hecker diese Szene entworfen und in einen Kettenanhänger gefasst. Ein Unikat, wie fast alle seine Schmuckstücke. Helmo Hecker ist 73 Jahre alt, könnte längst im wohlverdienten Ruhestand faulenzen. Doch ohne sein Handwerk und die kleine urige Werkstatt im Dachgeschoss des 100 Jahre alten Gebäudes der ehemaligen Düneberger Pulverfabrik an der Lichterfelder Straße 27 kann der Goldschmiedemeister einfach nicht. Die hat er nämlich schon seit über 30 Jahren. Hier nimmt er Auftrags- und Reparaturarbeiten an, entwirft Eheringe, Anhänger, Armbänder, Ohrringe und Broschen und bereitet sich auf Schmuckausstellungen vor.

Auf seiner Werkbank stehen Duzende Werkzeuge. Eine steinerne runde Lötunterlage ist in der Mitte des Tisches platziert. Vorn in der Werkbank ist eine Öffnung ausgelassen, damit der Goldschmied rechts und links seine Ellenbogen aufstützen kann, um beim Sägen, Hämmern, Formen und Feilen mehr Halt zu haben. Unter der Öffnung hängt ein Brettfell aus Leder. "Es fängt die Schleifreste auf", schließlich sind selbst kleinste Splitter Gold viel Geld wert.

Die Natur ist für Hecker Hauptinspirationsquelle. Die Formen von Muscheln, Blättern, Pilzen und Fledermäusen finden sich in seinen Kreationen wieder. Mit ruhiger Hand, viel Geduld und dem richtigen Material entstehen in der kleinen Werkstatt unter dem Dach immer neue Kunstwerke.

Doch Helmo Hecker hat sich nicht von vornherein für den Beruf des Goldschmieds entschieden. Als junger Mann lockte den gebürtigen Brunsbütteler das Meer. "Ich hatte schließlich die Schleuse, den Kanal und die Elbe direkt vor der Tür", erklärt er seine Affinität zu Schiffen und Wasser. Hecker fuhr sieben Jahre lang zur See, holte Bananen aus der Karibik, legte in den Häfen Südamerikas und Afrikas an. Vielleicht hat er auf hoher See auch den Wal entdeckt, der ihn später zu einem einzigartigen Schmuckstück inspirieren sollte. Denn nach einer schweren Krankheit musste Hecker die Seefahrt aufgeben und den Beruf wechseln. Da erinnerte er sich an ein Talent aus der Schulzeit: "Ich konnte immer gut zeichnen, hatte Fantasie." Sein neuer Beruf sollte deshalb ein künstlerischer sein. Also begann Hecker im Alter von 26 Jahren eine Ausbildung zum Goldschmied bei Juwelier Masannek in Brunsbüttel. Danach besuchte er ein Jahr lang die Kunstschule in Schwäbisch-Gmünd. "Dort lernte ich, Entwürfe zu zeichnen, zu gravieren und Edelsteine zu fassen", erinnert sich Hecker. Bei dem Traditions-Juwelier Wilm am Ballindamm in Hamburg machte er seinen Meister und blieb zehn Jahre dort, bevor er mit der Werkstatt in Düneberg den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Auch, wenn der Start nicht leicht war, hat er es nie bereut. "Es macht mir einfach Spaß, deshalb sitze ich hier noch", sagt Hecker.