Hegebergstraße: Jungvögel lagen auf dem Gehweg

"Kleine Schwalben in Lebensgefahr" - als dieser Anruf beim Naturschutzbund auflief, waren Friedhelm Ringe und Gerd Förster sofort zur Stelle. An der Hegebergstraße war ein Mehlschwalbennest teilweise abgestürzt. Ein Junges überlebte dies nicht, zwei weitere wurden von einer Frau und ihrem Sohn vom Gehweg geborgen. Doch wohin damit?

"Jungvögel aufzuziehen, ist sehr schwierig, das gelingt nur Fachleuten", sagt "Schwalbenvater" Gerd Förster. Lieber kümmerte er sich gemeinsam mit Friedhelm Ringe und der Feuerwehr darum, dass die überlebenden Schwalben wieder ins Nest zurückkehren konnten.

Nachbarn spendeten ein kleines Brett, das Eisenwarengeschäft Sadler lieferte Werkzeug und Schrauben. Die Nabu-Aktiven kletterten auf eine Leiter der Feuerwehr, brachten unter dem Nest, in dem sich noch zwei weitere Schwalbenjungen festkrallten, eine stützende Hilfskonstruktion an. Dann konnten die beiden abgestürzten Jungvögel zurück zu ihren Geschwistern. "Nach 20 Minuten flogen die Eltern wieder ins Nest - alles ist gut gegangen", freut sich Gerd Förster.

Die kleinen Schwalben - es dürfte bereits die zweite oder dritte Brut des Elternpaares in diesem Sommer sein - sind erst eine Woche alt und brauchen noch mindestens eine weitere Woche, bis sie flügge werden. "Dann unternehmen sie mit ihren Eltern Ausflüge in die Umgebung", so Förster.

Er hat schon oft kleine Schwalben aufgezogen, sogar schon einmal junge Nachzügler mit dem Flugzeug nach Spanien gebracht, damit sie von dort den Weg ins südafrikanische Winterdomizil finden konnten. Förster macht sich große Sorgen um seine Schützlinge: "Der Bestand ist dramatisch zurückgegangen". Vor 20 Jahren zählte er am Geesthachter Postgebäude noch 120 Paare der Mehlschwalben, jetzt sind es gerade mal 20. Und an der Polizeiwache ging die Zahl der brütenden Paare von 30 auf vier zurück. "Die Ursachen sind Wetterkatastrophen auf dem langen Weg nach Südafrika, Nahrungsmangel, fehlende Nistmöglichkeiten und Pestizideinsatz", erklärt der Schwalbenvater.

Mit seinen 81 Jahren ist er immer noch viele Tag im Einsatz, um die Hauswände an der Post und der Polizei vom Schwalbenkot zu reinigen, in Kiesgruben Steilwände abzustechen. Sein Appell: "Schwalbennester nicht zerstören, sondern sich über die Tiere freuen." Vor Krankheiten brauche niemand Angst zu haben, und gegen Verschmutzungen helfe ein Brett unter dem Nest. "Der Kot ist wertvoller Blumendünger", weiß der Naturschützer. Und auch sonst sind die Schwalben überaus nützlich: Einen halben Zentner Insekten vertilgt ein Schwalbenpaar und seine Brut pro Saison.