Bauarbeiten am Schiller-Center könnten sich wegen fehlender Bordsteine verzögern

Schön soll er werden - und irgendwie besonders: Mit dem sogenannten Schillerplatz - eigentlich ein Teil der Bergedorfer Straße - will die Stadt einen städtebaulichen Akzent setzen. Doch der Wunsch nach Individualität könnte das großangelegte Bauprojekt nun um Wochen verzögern. Denn statt handelsübliche Bordsteine zu verlegen, orderte die Stadt Blöcke aus chinesischem Granit. Dadurch soll der Bordstein optisch ohne Kante in den Straßenbelag übergehen. Doch dieser spezielle Wunsch sorgt für Probleme beim Zeitplan - denn der besondere Stein ist nicht einfach so verfügbar.

Sieben bis acht Wochen Lieferzeit hatte das beauftragte Planungsbüro für das Heranschaffen der edlen Bauteile kalkuliert, und sich damit schwer verschätzt. Mindestens elf Wochen dauert es nun, ehe die mittlerweile dringend benötigten Bordsteine eintreffen. "Woran das liegt, ist unklar", sagt Stadtsprecher Torben Heuer.

Ein wochenlanger Stillstand auf der Baustelle soll allerdings verhindert werden. Man könne andere Arbeiten vorziehen, um den Zeitplan nicht zu sehr aus den Fugen geraten zu lassen, sagt Heuer. So könne der für November geplante Abschluss der Bauarbeiten voraussichtlich gehalten werden.

Was der besondere Stein kostet, ist indes unklar: Die Stadt wollte mit Verweis auf die Modalitäten der Ausschreibung keine konkreten Preise nennen. Ein laufender Meter des üblicherweise genutzten Betonbordsteins kostet fünf Euro, für einen Granitblock wird in der Regel das Vierfache fällig.

In der Politik sieht man den aufkommenden Ärger um die speziellen Bordsteine mit gemischten Gefühlen: "Wenn ich schon wieder chinesischen Granit höre, sträuben sich mir die Nackenhaare", sagt Walter Bödeker von der CDU, der im Bauausschuss gerade das Dilemma mit dem brösligen Pflaster vor dem Kleinen Theater an der Schillerstraße erlebt hat. "Es scheint mir, als würde die Stadt bei der Auswahl der Materialien nie dazulernen", sagt Bödeker.

"Ich weiß ja nicht, ob man so viel Zeit damit vertrödeln kann, während der Warterei auf die Granitsteine erst andere Dinge zu erledigen. Wir stehen doch mächtig unter Zeitdruck", sagt Jürgen Leonhardt, der stellvertretende Ausschussvorsitzende von der SPD. "Statt des Granitsteins könnte man sicher auch anderes Material nehmen, eine große Belastung dürfte da ja nicht drauf sein", meint er. Gerhard Boll (Grüne) zeigt sich von der Nachricht, dass überhaupt Granit verbaut werden soll, überrascht. "Wir hatten uns im Bauausschuss für die Flächen ganz klar gegen Granit ausgesprochen, da war ich doch davon ausgegangen, dass auch die Bordsteine aus Beton wären", sagt er. Außerdem, so Boll, sollen an den Haltestellen so genannte "Kasseler Bordsteine" für ein bequemes Ein- und Aussteigen eingesetzt werden. Boll: "Die gibt es sicher nicht als Granitstein." Nun ist vorerst Warten angesagt - vor allem Kunden und Anwohner stellt das auf eine heftige Geduldsprobe.