Laden: Der Geesthachter Peter Kappel kauft Antik- und Kunstmöbel aller Art

Peter Kappel ist ein Schatzsucher. Nein, er läuft nicht mit Schaufel, uralten Karten und einer Flasche Rum über einsame Inseln. Seine Werkzeuge sind ein geübter Blick und die richtigen Kontakte. Damit ist der 62-Jährige schon auf so manche Kostbarkeit gestoßen. Seit 15 Jahren organisiert er Haushaltsauflösungen, kauft Antik- und Kunstmöbel aller Art.

Wer Kappels 150 Quadratmeter großen Laden am Buntenskamp betritt, weiß kaum, wohin er zuerst schauen soll. Auf die Nachbildung einer Gründerzeituhr mit bronzefarbenem Pendel, auf die weißgrünen Porzellanelefanten, die einem Lampenschirm als Ständer dienen, oder auf das Gemälde einer jungen Frau, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebte? Hier ist viel Ungewöhnliches zu finden und manchmal eben auch ein richtiger Schatz.

"Vor Jahren habe ich mal die Villa einer wohlhabenden, verstorbenen Frau aus Bergedorf aufgelöst. Im Bestand war auch ein Orientteppich. Der hatte ein 20 Zentimeter großes Loch", erinnert sich Kappel. Er weiß noch, wie er damals dachte: "Hoffentlich bekomme ich den überhaupt verkauft." Aber er fand ihn einfach zu schade zum Wegwerfen. Schon bald kam ein Teppichhändler in sein Geschäft, besah sich das gute Stück und versprach noch einmal wiederzukommen. "Kurz darauf war aber ein Stammkunde da, der mir 150 Euro für den Teppich bot. Da habe ich zugeschlagen." Ein großer Fehler, wie sich später herausstellte. "Der Teppichhändler kam wieder und erzählte mir, dass das gute Stück 100 000 Euro wert war. Kein Wunder, dass mein Stammkunde 7500 Euro investierte, um ihn reparieren zu lassen." Auch, wenn er sich damals geärgert hat, kann Peter Kappel über diese Erinnerung schmunzeln.

Heute, nach 15 Jahren Erfahrung, liege er zu 90 Prozent richtig mit seinen Einschätzungen, meint Kappel. "Bei Schmuck oder Bildern lasse ich mich auch beraten." Bei Möbeln hingegen kenne er die Stilrichtungen, wie Gründerzeit oder Jugendstil und könne so Alter und Wert einschätzen. Auch Zustand und Qualität des Holzes seien Kriterien.

Manchmal stößt der 62-Jährige aber auch auf Fundstücke, deren ideeller den materiellen Wert weit übersteigt. So wurde er einmal gerufen, um den Keller einer Altbauvilla in Hamburg zu entrümpeln. Er stand voller antiker Möbelstücke. "Die waren bestimmt 15 Jahre nicht angerührt worden, wir mussten erst mal die Spinnenweben entfernen", erinnert sich Kappel. Doch das lohnte sich. Denn zum Vorschein kam unter anderem ein Vertiko, das aus dem Geesthachter Pastorat stammte, das in den 20er-Jahren abgebrannt war. "Das Pastorat stand dort, wo heute der Hachedepark ist. Die Mutter des Kunden, für den ich den Keller entrümpeln sollte, hatte im Pastorat als Haushaltshilfe gearbeitet." Und das Vertiko sei das einzige Möbelstück, das den Brand überlebt habe. "Ich habe es für 250 Euro an das Geesthacht Museum verkauft", so Kappel.

Doch nicht nur Gegenstände, sondern auch Schriftstücke können Peter Kappel zuweilen einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen. So wie die Briefe eines Geesthachters, die Kappel ebenfalls bei einer Wohnungsauflösung fand. Der Mann suchte seinen Bruder, der erst im Konzentrationslager Neuengamme inhaftiert gewesen war und 1945 auf der "Cap Arkona" ums Leben kam. Das Schiff wurde von britischen Flugzeugen in der Lübecker Bucht versenkt. "Der Geesthachter hat auf der Suche nach seinem Verwandten alle Überlebenden angeschrieben, aber leider nur negative Antworten bekommen." Ein solchen Einblick in eine persönliche Geschichte zu bekommen, ist schon etwas Besonderes, findet Peter Kappel.