Nabu: Die Naturschützer haben 100 Kunsthöhlen aufgehängt - Ohne sie wären die Insektenfresser verloren

Sie sind nachtaktiv, orientieren sich mit einem komplexen Echoortungssystem und ernähren sich von Insekten - in Deutschland leben 22 unterschiedliche Fledermausarten. "Bei uns treffen wir häufig auf die Rauhautfledermaus", sagt Roland Dörffer vom Naturschutzbund Geesthacht. Aber auch der Kleine und der Große Abendsegler oder die Teichfledermaus leben im Tesperhuder Wald.

Die nächtlichen Jäger verbringen den Tag geschützt in Höhlen oder Baumspalten. Da der Buchenwald am Geesthang kaum mehr über alte Bäume mit natürlichen Verstecken verfügt, haben Dörffer und seine Kollegen in den letzten Jahren an die Hundert Fledermauskästen rund um die Kleingartensiedlung Buchenhain aufgehängt.

Diese müssen jetzt auf mögliche Bewohner kontrolliert, beziehungsweise vom Kot befreit werden. Unterstützung bekommen die Geesthachter von Matthias Göttsche von der faunistisch-ökologischen Arbeitsgemeinschaft der Uni Kiel. Der Wissenschaftler ist für das Fledermaus-Monitoring in ganz Schleswig-Holstein zuständig. Mit Leiter und Taschenlampe bewaffnet öffnet er die unterschiedlichen Kunsthöhlen. Ist eine bewohnt, wird die Art und das Geschlecht jedes Tiers bestimmt und katalogisiert.

"Alle Fledermäuse stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten", so Dörffner. Warum das so ist? Auf diese Frage hat der Experte Göttsche viele Antworten: "Der Lebensraum der Fledermäuse wird immer kleiner." Bei Gebäudesanierungen verschwinden kleine Schlupflöcher im Gebälk, die intensivierte Forstwirtschaft lässt keine alten Bäume mehr stehen. "Fledermäuse bauen sich ihr Quartier nicht selbst, sie nutzen vorhandene Verstecke. Wenn es keine mehr gibt, verschwinden auch die Fledermäuse."

Aber auch die "regenerative Energie" wird zur Gefahr. Beim Maisanbau für Biogasanlagen sind mehr und gefährlichere Pestizide als für den Anbau von Futtermais erlaubt. Die Konsequenz: Die Hautnahrungsquelle der Insektenjäger wird vernichtet.

Windkraftanlagen werden zur Todesfalle: "Man schätzt, dass jedes Jahr etwa 200 000 Fledermäuse durch die Rotorblätter zu Tode kommen", so Göttsche. Das seien deutlich mehr fliegende Säugetiere als Vögel. Ihr auf Ultraschall basierender Orientierungssinn erfasst die sich bewegenden Rotorblätter nicht. "Besonders schlimm ist es teilweise in Mitteldeutschland", so Göttsche, "dort wurden einige Windkraftanlagen direkt im Wald errichtet."

So dramatisch ist die Situation im Buchenhain noch nicht, aber das immer stärker wuchernde Unterholz erreicht langsam eine kritische Höhe. "Wir müssen die Kästen etwa vier Meter hoch hängen, sonst werden sie geklaut", erklärt Dörffer. Außerdem brauchen Fledermäuse eine freie Anflugbahn und den lichten Wald als Jagdrevier. Andererseits müssen die unterschiedlich geformten Kunsthöhlen mit den extra engen Einflügen noch ohne großen Aufwand ein bis zweimal pro Jahr kontrolliert werden können. Dörffer: "Noch vor ein paar Jahren hat der Kreis hier immer alles rausgeholt."