Marode: Nach nur acht Jahren muss die Stadt Steine für 19 000 Euro austauschen

Das nächste Kapitel in Sachen Brösel-Pflaster wird vor dem Kleinen Theater an der Schillerstraße aufgeschlagen: Die Stadt will das erst 2005 verlegte Pflaster ausbauen und neue Betonsteine verlegen. 19 000 Euro sollen die Arbeiten, die der Fachausschuss für Bau- und Verkehr jetzt beschlossen hat, kosten. Das Pflaster besteht aus dünnen Granitplatten, die auf dicke Betonblöcke geklebt wurden - und sich als nicht Alltagstauglich erwiesen hat.

"Ich traue mich schon gar nicht mehr in die Stadt, weil man ständig auf die Probleme mit dem Pflaster angesprochen wird", sagte Walter Bödeker (CDU) während der Ausschusssitzung. Bödeker: "Man hatte uns vorher ja hoch und heilig versichert, dass das Pflaster hält." Ein Irrtum, wie sich schnell zeigte. Die nur sehr dünnen Granitplatten halten die starke Verkehrsbelastung auf Dauer nicht aus und zerbrechen. Das nützt aber wenig: Die Stadt muss nach erfolgter Abnahme der Baumaßnahme selbst nachweisen, dass es sich bei den Schäden um einen Mangel handelt. Das war bei Laborprüfungen nicht gelungen.

2007 einigte sich die Stadt mit der ausführenden Baufirma schließlich auf eine Verlängerung der Gewährleistung. Doch das Grundproblem konnte damit nicht behoben werden - die Steine zerbrechen weiter, die Pflasterfläche vor dem Theater präsentiert sich im traurigen Zustand.

Und das ist kein Einzelfall in der jüngeren Stadtgeschichte. Vor dem Rathaus mussten Tausende Quadratmeter Fahrbahnbelag ausgetauscht werden, auch vor dem Krügerschen Haus gibt es heute wieder Asphalt statt Pflaster.

"Für den Stein, der jetzt vor dem Kleinen Theater liegt, gibt es keine Norm, sodass es schwer ist, Anforderungen zu prüfen", sagte Andreas Schröder, der Leiter der Tiefbauabteilung. Schröder brachte Bödeker mit seiner Erklärung, die Baufirma habe keine Lust, die Steine auszutauschen, in Rage. "Die Firma hat keine Lust und der Steuerzahler zahlt 20 000 Euro", so Bödeker. Er forderte eine strengere Prüfung, ob die Firma an den Kosten des Austauschs beteiligt werden könnte. Bauamtsleiter Peter Junge sagte zu, dass man mit der Firma verhandeln werde - doch die Chancen seien gering.

Wie ausgeliefert die Kommunalpolitiker bei solchen Baumaßnahmen sind wie denen im Zuge der Stadtsanierung, wurde an Junges Erklärungen deutlich. Weder das Ingenieurbüro, das seinerzeit die Maßnahme geplant hatte, noch der Hersteller der Steine oder die Baufirma hatten seinerzeit gegen die Nutzung des Steins irgendwelche Einwände geltend gemacht. "Die Baufirma trifft sicher noch die geringste Schuld", stellte Rüdiger Tonn (FDP) fest. Er forderte das neue Pflaster und damit "lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende". "Nächstes Mal sollten wir vielleicht lieber solide bauen", meinte die SPD-Fraktionsvorsitzende Kathrin Wagner-Bockey.

Doch gelernt hat man in Geesthacht aus den Pflaster-Possen der vergangenen Jahre bisher nicht. Auch der Schillerplatz wird wieder gepflastert - und damit eine der Haupterschließungsstraßen für die Innenstadt mit einem entsprechenden Verkehrsaufkommen. "Wir müssten das eigentlich gelernt haben", meinte dann auch Bödeker. Und Tonn ergänzte: "Wir sollten uns nicht wieder von irgendwelchen Fachleuten etwas aufschwatzen lassen." Eine Erkenntnis, die die Bürger der Stadt mit 19 000 Euro be zahlen müssen.