Protest: Bauern demonstrieren gegen “Knick-Erlass“ - Landwirte in Schleswig-Holstein befürchten fünf Millionen Euro Verlust

Gegenwind für den neuen "Knick-Erlass" von Umweltminister Robert Habeck (Grüne): Die Landwirte im Lauenburgischen fühlen sich enteignet. Der Erlass des Kieler Umweltministeriums sieht vor, dass die Landwirte künftig einen 50 Zentimeter breiten Streifen am Knicksaum nicht mehr beackern dürfen. Das schränkt die Nutzung am Feldrand weiter ein, klagen die Bauern.

"Auf die Ackerflächen und Knicks im ganzen Land hochgerechnet, bedeutet der 50 Zentimeter breite Randstreifen, dass eine Fläche von 3500 Hektar nicht mehr nutzbar ist. Wenn man für diese Flächen Weizen als angebautes Getreide zugrunde legt, haben wir Landwirte einen Verlust von fünf Millionen Euro pro Jahr", rechnet Michael Schulz aus Gülzow vor. Er traf sich mit zahlreichen Berufskollegen aus Geesthacht, Hohenhorn, Lütau, Wiershop Fahrendorf und Umgebung auf einem Feld bei Hohenhorn, um das Thema öffentlich zu machen.

"Der Knick-Erlass ist ein massiver Eingriff ins Eigentum der Landwirte", kritisiert auch Peter Koll, der Geschäftsführer des Kreisbauernverbands. "In dem Maß, wie es jetzt gehen soll, ist die Maßnahme völlig überzogen."

Peter Buhk aus Geesthacht rechnet vor, dass ein sieben Hektar großes Feld, das er bewirtschaftet, von einem 1000 Meter langen Knick umgeben ist. "Da fallen mir mal eben 500 Quadratmeter aus der Nutzung. Das ist ein Bauplatz", sagt er. Außerdem müsse er, obwohl er den Streifen nicht mehr nutzen kann, dafür Grundsteuer zahlen. Buhk: "Der Knick-Erlass ist ungerecht und nicht nachvollziehbar." Betroffen sind vor allem kleinere Betriebe, wie der von Carsten Dreves in Fahrendorf. "An meinen Feldern gibt es 25 Kilometer Knick", berichtet er, rund um Fahrendorf gibt es viele Knicks, weil es keine Flurbereinigung gab. "Da fällt mir eine ganz schöne Ecke aus der Nutzung", so Dreves. Frank Lütten aus Brunstorf, der bei Geesthacht Felder beackert, hatte bereits vor Jahren eine freiwillige Vereinbarung mit der Stadt getroffen. Gegen eine finanzielle Entschädigung hat er breite Randstreifen aus der Nutzung genommen, um die Knicks zu schützen. "Ohne eine Entschädigung klappt das einfach nicht", kritisiert Lütten.

Doch ein finanzieller Ausgleich durch das Land ist nicht geplant. "Für mich ist dieser neue Erlass ein Unding, außerdem wurde er vom Ministerium aufgestellt und nicht vom Landtag verabschiedet", sagt Walter Schütt aus Lütau. Er hofft, dass der Bauernverband mit dem Ministerium noch einmal ins Gespräch kommt. Schütt: "Die Knicks, so, wie wir sie heute haben und wie sie Herr Habeck schützen will, die gibt es ja nur wegen der guten Pflege durch uns Landwirte."

Friedhelm Ringe vom Geesthachter Naturschutzbund begrüßte die Verbesserungen im Gespräch mit unserer Zeitung schon im Januar: "Schleswig-Holstein hat in 50 Jahren die Hälfte seiner Knicks verloren", sagte er. Und noch vorhandene Knicks leiden unter intensiver landwirtschaftlicher Nutzung: Häufig wird so dicht am Erdwall gepflügt, dass der mit der Zeit verschwindet. Auch Dünger beeinträchtigt die Biotope.