Wohnmobilstellplatz: Hochsaison für Camper - ab August gibt's Parkgebühren

Helge Peters sitzt im Klappstuhl vor seinem Wohnmobil und stopft seine Pfeife. Neben ihm blättert Ehefrau Ilona in ihrem Roman. Sie haben das Sonnendach ausgefahren. Von ihrem schattigen Plätzchen blicken die beiden direkt auf die Elbe. Genüsslich lehnt sich Helge Peters zurück, breitet die Arme aus und sagt strahlend: "Wir haben den größten Balkon Europas."

Genau wie das Ehepaar Peters machen dieser Tage Duzende Camper auf dem Wohnmobilstellplatz 777 direkt an der Elbuferstraße, gleich neben dem Freizeitbad, Station. Seit April 2012 bietet der Platz Wasser, Strom und auch eine Abwässerentsorgung an. Noch ist das Parken kostenlos. Im August, so hat es Geesthachts Politik im Mai beschlossen, soll allerdings ein Parkscheinautomat aufgestellt werden. "Das Parken für 24 Stunden wird um die sieben Euro kosten", sagt Torben Heuer, Sprecher der Stadt Geesthacht. "Wir orientieren uns an den Preisen in der Region." Die erste Stunde bleibt kostenfrei. "Für alle, die nur einen kurzen Zwischenstopp einlegen wollen."

Eine Parkgebühr sehen Helge und Ilona Peters kritisch. "Ohne Gebühr bleibt man länger als nur eine Nacht auf dem Stellplatz und nutzt natürlich die Angebote der Stadt. Wir gehen Essen, kaufen Lebensmittel oder mieten Fahrräder", sagt die 70-Jährige. Den beiden gefällt der Geesthachter Stellplatz sehr gut. Und das ist ein Kompliment von Kennern, denn das Paar ist seit vier Jahren in ganz Europa unterwegs und hat viele Stellplätze kennengelernt. "Als wir in Rente gegangen sind, haben wir unsere Wohnung in Basel aufgegeben und sind losgezogen", sagt Ilona Peters. Den Winter verbringen sie immer auf Sizilien. "Wir haben dort freien Blick auf den 25 Kilometer Luftlinie entfernten Vulkan Ätna und schon mehrmals Ausbrüche beobachtet", erzählt Helge Peters. Zweimal im Jahr besuchen sie ihre Kinder in der Schweiz. Heimweh kennen die beiden nicht. Sie finden: "Heimat ist da, wo wir sind."

Auch Theo Wurm (76) und Ehefrau Renate (71) sind richtige Profis unter den Wohnmobilisten. Sechs bis acht Monate im Jahr sind sie in ihrem Heim auf Rädern unterwegs. Ihre Wohnung in Hattingen muss so lange ohne sie auskommen. Die Rentner aus dem Ruhrgebiet waren sogar schon in Afrika und am Bosporus. Sie machen seit Jahrzehnten Campingurlaub: "Richtige Wohnmobilisten gehen nicht ins Hotel. Wir haben das einmal versucht, das war nichts für uns", sagt Renate Wurm. Diesmal haben sie sich mit Renates Schwester Waltraud Retzlaff samt Ehemann Peter in Geesthacht verabredet. Sie mögen den Platz und wären auch bereit, bis zu fünf Euro Gebühren zu bezahlen. "Nur der Schotter staubt sehr, grober Split wäre besser", meint Peter Retzlaff.

Auch Wohnmobil-Nachbar Uli Schneider, der mit Frau Cornelia aus Siegen angereist ist, hat noch ein paar Verbesserungsvorschläge. "Wenn man direkt an der Straße parken muss, ist das ziemlich laut. Vielleicht könnte die Stadt hier eine Hecke pflanzen", schlägt er vor. Außerdem wünscht sich der 65-Jährige eine deutlichere Trennung zwischen Pkw und Wohnmobilen. "Auch die Möglichkeit der Mülltrennung wäre schön, also Container für Glas und den Gelben Sack." Auch die Schneiders wären bereit, Parkgebühren für den Platz zu entrichten. "Der Preis muss nur angemessen sein, in Lüneburg zum Beispiel zahlt man 8,80 Euro. Das ist noch okay", meint der Rentner, der seit zehn Jahren ein eigenes Wohnmobil besitzt und damit auch gern bis nach Skandinavien reist.