Trinkwasser: 5000 Kubikmeter liefern die Stadtwerke täglich - An heißen Tagen sind es bis zu 7000

Trinkwasser ist ein kostbares Gut, ein Lebensmittel. Darum sieht Michael Scherf es gar nicht gern, wenn damit ganze Felder und Rasenflächen beregnet werden. "Dafür ist es viel zu schade", sagt der Diplom-Ingenieur, der seit sechs Wochen als Bereichsleiter für die Netze der Geesthachter Stadtwerke zuständig ist - für Gas, Strom, Wärme und Wasser.

1,8 Millionen Kubikmeter fördern die sieben Brunnen der Stadtwerke jährlich aus dem Erdreich. Durch Rohrleitungen von insgesamt 140 Kilometern Länge fließt das Wasser in 7100 Haushalte in Geesthacht, Worth, Wiershop, Hamwarde, Kollow und Gülzow. "Und es hat eine hervorragende Qualität, ist auch bestens geeignet für Säuglingsnahrung und natriumarme Ernährung", sagt Michael Scherf.

Das Rohwasser, das aus Geesthachts Brunnen kommt, ist bereits gut trinkbar. In den beiden Wasserwerken an der Elbuferstraße und am Richtweg wird ihm nur noch Sauerstoff beigemischt, dann läuft es über große Filter, damit sich Eisen und Mangan absetzen. Denn deren Gehalt ist im Geesthachter Grundwasser höher als die Trinkwasserverordnung erlaubt. Für Calcium, Magnesium, Natrium, Chlorid, Sulfat und Nitrat liegen die Werte im niedrigen und mäßigen Bereich. "Und unser Trinkwasser muss nicht gechlort werden, wie es in manchen Regionen in Deutschland notwendig ist", sagt Michael Scherf. Denn auf Oberflächenwasser aus Seen oder Flüssen ist man hier nicht angewiesen - das Wasser kommt aus bis zu 120 Metern Tiefe. Gefahren sieht Scherf jedoch beim Fracking: "Es könnte zu Verunreinigungen führen." Bei dem umstrittenen Verfahren werden Wasser, Sand und Chemikalien in tief liegende Gesteinsschichten gepresst, um Öl der Gas zu fördern.

5000 Kubikmeter verbrauchen die Stadtwerke-Kunden täglich, an sommerheißen Tagen sind es auch schon mal 7000. Pro Kopf und Tag werden etwa 120 Liter gebraucht - wie im ganzen Bundesgebiet. 47 Liter werden beim Duschen und Baden verbraucht, 35 für die Toilettenspülung, 15 fürs Wäschewaschen, je neun für Reinigung und fürs Geschirrspülen und nur fünf Liter für die Ernährung. Im weltweiten Vergleich sind die Deutschen recht sparsam mit Trinkwasser: In den USA verbraucht ein Mensch 295 Liter pro Tag, in Dubai sogar 500. Aber: In afrikanischen Ländern sind es nur fünf bis sechs Liter pro Tag und Kopf.

"Dass Trinkwasser in Geesthacht knapp wird, ist nicht zu befürchten", sagt Michael Scherf. Die Grundwasservorräte würden immer wieder aufgefüllt. "Bis zu 4,5 Millionen Kubikmeter stehen im Jahr zur Verfügung, das ist viel mehr als wir fördern", erklärt der Ingenieur.

Zwei Hochbehälter - einer an der Borsigstraße und einer an der Straße Am Hang - sorgen dafür, dass das Wasser mit dem nötigen Druck durch die Leitungen fließt und auch im achten Stockwerk des Hochhauses am Flottbeker Stieg noch ankommt. Sie fassen zusammen 4200 Kubikmeter und werden aus den Vorbehältern in den beiden Wasserwerken nachts und tagsüber bei Bedarf aufgefüllt. Morgens um 7 Uhr ist dann alles klar für den Start in den Tag: Die Geesthachter können duschen, Tee und Kaffee kochen. Und das mit Trinkwasser, das Mineralwassern in nichts nachsteht, sagt Michael Scherf: "Für 1,61 Euro liefern wir einen Kubikmeter, also 1000 Ein-Liter-Flaschen."

Eine Privatisierung der Trinkwasserversorgung sieht er darum äußerst kritisch: "Das bringt den Kommunen zwar Geld ein, kann aber zu steigenden Wasserpreisen und sinkender Wasserqualität führen." Nach großen Protesten hat die EU ihre Pläne für eine Privatisierung der Wasserversorgung zurückgenommen. Die Entscheidung darüber soll nun den Kommunen selbst überlassen werden.