Naturschutzbund mahnt zur “friedlichen Koexistenz“

Der Platz am Elbufer scheint ihnen zu gefallen - Waldameisen bauen unweit des Grillplatzes in Grünhof-Tesperhude ihr Nest . Der Hügel aus Tannen- und Kiefernnadeln, Gräsern und Moos ist schon etwa 30 Zentimeter hoch. In alle Richtungen schwärmen die Ameisen aus, um neue Baustoffe und Nahrung herbeizuschleppen. Auch auf dem Grillplatz, der gut fünf Meter entfernt liegt, wimmeln die Tiere über den Beton. Das hat bisher offenbar noch niemanden gestört.

Wer den städtischen Grillplatz nutzen möchte, muss sich im Bürgerbüro des Rathauses anmelden. "Dort hat es keine Beschwerden oder Anfragen wegen der Ameisen gegeben", sagt Torben Heuer, Sprecher der Stadt. Wenn es zu Störungen komme, müsse man den Hügel vielleicht umsiedeln: "Aber das ist sehr aufwendig."

Das bestätigt Dr. Friedhelm Ringe vom Naturschutzbund. "Ein Ameisennest umzusiedeln, ist sehr schwer, weil es unterirdisch mindestens genauso groß ist wie über der Erde." Zudem suchten sich die Tiere oft verwesende Holzstämme aus, die man kaum versetzen könne.

Grillern und Spaziergängern rät Ringe zur friedlichen Koexistenz mit den Tierchen. "Ameisen stehen unter Schutz, weil sie eine sehr wichtige Funktion im Wald haben - sie sind große Raupenverzehrer." Ein durchschnittlich großes Waldameisenvolk mit etwa einer Million Tieren verspeist täglich 28 Kilogramm Insekten. Und die Ameisen wiederum sind ein Leckerbissen für Tiere wie den Grünspecht.

Der Nabu-Experte freut sich über die Neuansiedlung am Elbufer: "Hier sind Waldameisen selten." Und auch im Wald entlang der B 5 gibt es zwischen Richtweg und Stadtgrenze nach Ringes Beobachtungen nur etwa zehn Nester. "Das ist bedauerlich wenig. Dabei ist der sonnige Standort am Waldrand ideal."

Ringes Wunsch: Dass die Stadt ein Schild aufstellt, mit dem Spaziergänger über die Ameisen aufgeklärt werden.