Erziehungsberatung: Kursus bietet Hilfe nach der Trennung

"Papa hat angerufen, er holt mich zwei Stunden später ab", erzählt der zehnjährige Alexander seiner Mutter. Die genervte Antwort: "Das ist ja wieder typisch! Wenn das so weitergeht, kommst Du gar nicht mehr zu Papa." So sollte es nicht laufen nach einer Scheidung oder Trennung. "Kinder lassen sich nicht scheiden. Sie wollen beide Eltern", sagen Ronald Orth, Leiter der Erziehungsberatungsstelle in Geesthacht, und seine Kollegin Claudia Kaufmann. Damit es gar nicht erst so weit kommt, dass die Situation der Eltern zum Streitfall auf Kosten der Kinder wird, bieten ab dem 20. August erstmals den Kursus "Kinder im Blick" für getrennte Eltern an.

Denn in ihrer Beratung geht es immer wieder um das Thema. "Der Anteil unserer Gespräche, in dem es um Trennung und Scheidung geht, macht etwa 20 Prozent aus", so Ronald Orth.

Nach einer Scheidung gibt es oft finanzielle Probleme, ein Wohnungswechsel steht an, und nicht selten schwelen emotionale Konflikte zwischen den Eltern. Das Risiko, dass die Erwachsenen ihre Kinder in der ganzen Situation ein Stück weit aus dem Blick verlieren, ist groß. Dabei braucht der Nachwuchs jetzt viel Aufmerksamkeit.

Der neue Kursus soll Eltern stärken, damit sie diese Aufgabe besser meistern. Hilfe gibt es unter anderem bei den Fragen: Wie erhalte ich eine positive Beziehung zum Kind? Wie baue ich Stress bei mir ab? Wie finde ich mit meinem früheren Partner zu einer guten Kommunikation? Mit Übungen bereiten sich die Teilnehmer auf heikle Situationen vor. Dabei könnte Alexanders Mutter unter anderem lernen, wie sie gelassener auf die Verspätung des Vaters reagiert - oder zumindest ihren Ärger nicht so bedrohlich gegenüber ihrem Sohn zum Ausdruck bringt.

"Kinder dürfen nicht zwischen die Fronten geraten", sagt Ronald Orth. Sie seien nach einer Scheidung oft im Loyalitätskonflikt - und der ist nur schwierig lösbar und führt oft zu weiteren Problemen. So kann es passieren, dass der zehnjährige Alexander erzählt: "Bei Papa gefällt es mir nicht. Ich will da nicht mehr hin." Dann gilt es zu prüfen, was tatsächlich dahintersteckt. Will Alexander damit - eine falsch verstandene Solidarität mit seiner Mutter zeigen? Ronald Orth: "Das Kind braucht die Erlaubnis, über den anderen Elternteil sprechen und sich bei ihm wohlfühlen zu dürfen."

Für die neue Gruppe "Kinder im Blick" haben Orth und Claudia Kaufmann extra eine spezielle Fortbildung besucht. Der Kursus läuft ab dem 20. August über sechs Dienstagabende, jeweils von 17 bis 20 Uhr in der Erziehungsberatungsstelle, Otto-Brügmann-Straße 8. Im Anschluss beginnt ein zweiter Kursus. Die Kosten betragen jeweils zehn Euro, Anmeldung unter Telefon (0 41 52) 80 98 40.