Nach den Querelen: Christof Lange möchte alte Wunden heilen - “Die Bibel immer wieder neu lesen“

Nur mit der Anrede hat der Theologe noch seine Probleme: "In der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder wurde ich mit Bruder Pfarrer angesprochen."

Lange ist sich der schwierigen Situation in seiner neuen Gemeinde durchaus bewusst. Nach einem Streit mit seinem Vorgänger Pastor Götz Dietrich Scheel war der gesamte Kirchenvorstand 2011 geschlossen zurückgetreten. Die Suche nach einem neuen Pastor dauerte lange. "Ich werde herausfinden, welche Leute verprellt wurden und werde mit ihnen sprechen", erklärt Lange, der alte Wunden heilen möchte. Seine Tür stehe jederzeit offen, aber er wolle auch aktiv nach außen gehen.

Lange war viele Jahre in Prag, stammt aber aus der Region, wurde in Schwarzenbek geboren. Dass der Sohn eines Steinmetzes als Pastor einer tschechischen Kirche ordiniert wurde, liegt an einem Wartejahr. Das musste er 1987 nach seinem Theologieexamen einlegen. "Die Nordelbische Kirche hatte damals zu viele Pastoren." Also verbrachte Lange ein Jahr in Prag - als Mitarbeiter der Christlichen Friedenskonferenz. Dabei lernte er auch seine Frau Daniela kennen. Nach seinem Vikariat zurück in Hamburg, wurde Lange 1990 vom Hamburger Bischof für den Dienst in der tschechischen Kirche geweiht. "Damals einzigartig, aber es war auch eine Zeit voller Umstürze", erinnert sich der 51-Jährige.

Zuerst arbeitete Lange als Pastor ohne eigene Gemeinde für die Böhmischen Brüder. Später betreute er zusätzlich die Ökumene. "Sehr interessant, aber nicht das, was ich gelernt habe." Die Wende kam Ostern 1991 mit einem deutschsprachigen Gottesdienst für Touristen und Botschaftsangehörige. Aus der Osterfeier entwickelte sich die kleine Kirchengemeinde "Deutschsprachige Evangelische Gemeinde Prag", deren Vorsitz Lange bis 2000 hatte. Danach folgte der Wechsel in eine tschechische Gemeinde.

Und nun die Rückkehr mit Frau Daniela und dem 15 Monate Sohn David in die alte Heimat: "Ich werde sicher nicht erst mal Chaos mit neuen Projekten verursachen", so Lange. Allerdings will er für Weihnachten ein Krippenspiel initiieren und regelmäßig Bibelgespräche führen. "Die Bibel ist für mich ein lebendiges Buch, das von lebendigen Menschen geschrieben wurde und immer wieder neu gelesen werden muss", begründet der Seelsorger seine Leidenschaft für das Buch der Bücher.