Stadtgelenk: Sinneswandel der SPD

CDU, Grüne und FDP lehnten am Freitagabend gemeinsam den überraschenden Vorschlag der SPD ab, das seit Jahren brach liegende "Innenstadt-Gelenk" plötzlich nicht mehr zu verkaufen.

Wie berichtet, war sich die Stadt nach jahrelangen Verhandlungen mit Investoren nicht einig geworden. Dann kam Immobiliekaufmann Uwe Gerner und präsentierte einen Entwurf für Mietwohnungen, der breite Zustimmung fand - auch von Seiten der SPD. Als im März der Verkauf besiegelt werden sollte, brachte die FDP den Antrag ein, einen Gehweg durch das Areal zu ziehen - das Aus für das Projekt, denn der Weg war mit Gerners Plänen nicht vereinbar. Eilig machte Bürgermeister Volker Manow das Geschäft zur Chefsache, führte Gespräche mit Gerner. Die Ratsversammlung sollte dafür jetzt den Gehweg wieder streichen. Sogar FDP-Chef Rüdiger Tonn räumte ein, dass der Antrag seiner Fraktion damals ein Fehler war.

Nicht so die SPD. Die neue Fraktionschefin Kathrin Wagner-Bockey sah die Chance gekommen, den Verkauf aufzuheben und das Areal der geplanten Wohnungsgesellschaft (Woge) der Stadt anzubieten, um dort in Eigenregie die Stadtentwicklung voranzubringen. "Das Gelände ist ein absolutes Filet-Grundstück", argumentierte Wagner-Bockey, deshalb dürfe man es "nicht verschleudern".

Während die Linken der SPD folgen, zeigten sich alle anderen Fraktionen verwundert über den Sinneswandel: "Ihre Aussagen sind nicht ganz richtig, aber auf jeden Fall falsch", entgegnete CDU-Fraktionschef Karsten Steffen. "Es war und ist ein offenes Verfahren, da brauchen wir uns nicht zu verstecken", widersprach er der von der SPD monierten "mangelnden Transparenz". Und auch Grünen-Chef Ali Demirhan zeigte sich verwundert: "Die Fläche ist ein Schandfleck und kein Filetstück", sagte er und bat die SPD: "Sie müssen mal eine Linie finden, damit wir hier auch gut zusammenarbeiten können."

Mit Mehrheit wurde der störende Weg wieder gestrichen, Manow soll jetzt den Verkauf mit Gerner nach dem Beschluss perfekt machen - und das Projekt retten.