Aufbruch: Geesthachts Abiturienten zieht es in die weite Welt - zum Arbeiten und Erfahrungen sammeln

"Vor zwei Tagen habe ich einen Flug nach Toronto in Kanada gebucht", erzählt Claudius Stocker, Abiturient an der Alfred-Nobel-Schule (ANS). Doch der nordamerikanische Staat ist nur das erste von zehn Reisezielen. Der 20-Jährige plant zwei Jahre unterwegs zu sein. Bekannte auf der ganzen Welt machen es möglich. "Von Toronto, wo ich einen Freund besuche, geht es für fünf Tage auf die Cayman-Inseln, dann nach Montreal." Seinen 21. Geburtstag will er in Las Vegas feiern. Danach geht's nach Kalifornien, "zu meiner ehemaligen Gastfamilie", dann nach Peru und Bolivien zum Rucksack-Urlaub. Auch die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien und Work and Travel in Australien stehen auf dem Programm. Die Rücktour plant Stocker über Bangkok und Singapur. Das Geld für die Reise erarbeitet sich der Weltenbummler vorher: "Ich fange bei der Post als Bote an und arbeite bis Februar. Weil ich bei Freunden wohne, kann ich günstig reisen. In Australien werde ich Geld verdienen." Das einzige, was den jungen Mann noch von der Reise abhalten könnte, ist eine Frau. "Im Moment bin ich Single, aber man weiß ja nie, was kommt", sagt er augenzwinkernd.

Für Mitabiturientin Julia Haußner beginnt das Abenteuer bereits in einer Woche. Für ein gutes halbes Jahr will die 19-Jährige in Australien leben und arbeiten. Sogar einen internationalen Führerschein hat sie sich schon besorgt. "Ich will mir dort ein Auto kaufen, eine Matratze hinein legen und die Ostküste hoch fahren." Von älteren Bekannten weiß sie, dass Work and Travel in Australien üblich ist und man unkompliziert Jobs findet. "Ich würde bei der Ernte helfen, aber zum Beispiel auch kellnern."

Arbeiten und reisen ist auch das Ziel von Maike Strecker. Die Abiturientin des Otto-Hahn-Gymnasiums geht zuerst nach Kanada, dann für ein Praktikum nach Südafrika. "In Kanada lebe ich unter anderem auf einer Ranch und kümmere mich um die Pferde dort. Vielleicht sehe ich sogar einen Bären", hofft die Geesthachterin. In Südafrika macht sie ein Praktikum in einer Sprachschule.

Mit einer Organisation (www.aifs.de) geht Jennifer Voß als Au-pair in die USA, nach Fairfield bei New York. "Ich möchte Englisch-Lehrerin werden. Das ist eine gute Vorbereitung." Über Skype hatte sie bereits Kontakt zu ihrer Gastfamilie und freut sich auf die beiden Kinder (9 und 6), die sie betreuen wird. Voß fasst zusammen, was wohl alle vier zu der Auslandsreise bewogen hat: "Es geht darum, Erfahrungen zu sammeln, den eigenen Charakter zu festigen und selbstständig zu werden."