Jubiläum: Seit 25 Jahren setzt die Geesthachter Rindergilde auf extensive Landwirtschaft und Bio-Fleisch

Nur selten schlendern Spaziergänger über die landwirtschaftlichen Wege, neben denen die Herde zwischen Kornblumen und dichten Knicks grast. Die Tiere gehören der Geesthachter Rindergilde und leben auf den Weiden ausschließlich von Mutter Natur, ohne Kraftfutter, ohne Medikamente, nur vom saftigen Gras. Eine originelle Art des Umweltschutzes, die jetzt ihr 25-jähriges Bestehen feiert.

"Am Anfang stand die Idee, etwas gegen die wirtschaftlichen Zwänge der Landwirtschaft zu tun", sagt der Vorsitzende Uwe Kiesewein. Statt Monokultur und Pestizideinsatz, setzte die Rindergilde auf Artenvielfalt und unberührtes Grünland, auf dem 1988 die ersten Rinder weideten. Die Kühe bleiben als Herde mit ihrem Nachwuchs permanent auf der Weide, als einziges Nahrungsmittel steht Gras auf dem Plan. "Wie in der Natur bleiben die Kälbchen neun Monate bei der Mutter und werden gesäugt", erzählt Kiesewein. 34 Tiere zählt die Herde derzeit, davon 16 Kälbchen. Erst im Herbst werden die Jungtiere vom Muttertier getrennt, die Kuh kann sich regenerieren. Ein kleiner Teil der Herde wird im Herbst geschlachtet, das Biofleisch unter den Mitgliedern der Rindergilde aufgeteilt.

"Mittlerweile ist das der Hauptgrund, warum neue Mitglieder zu uns kommen", sagt Kiesewein. "Nach all den Lebensmittelskandalen der vergangenen Jahre wollen viele Menschen wissen, woher ihr Fleisch kommt." Spätestens Anfang November erhalten alle Mitglieder ein Fleischpaket. Je nach Umfang der Mitgliedschaft sind es meist 25 Kilo Gulasch, Hackfleisch, Schmorbraten, Filet und Suppenfleisch. "Alles ist bereits eingeschweißt und kann direkt eingefroren werden", sagt Kiesewein. "Bei mir hält das Paket meist ein Jahr im Gefrierschrank. Wenn ich mal Fleisch esse, möchte ich es genießen. Bei unserem Fleisch schmeckt man einfach, dass sich die Kühe nur von frischem Gras ernähren", sagt Kiesewein.

Zum Jubiläum trafen sich die Mitglieder und erkundeten gemeinsam die Weiden, die aber den meisten gut bekannt sind. "Wer sich aktiv einbringen will, kann wochenweise bei uns Weidedienst leisten", sagt Kiesewein. Und auch zur Knickpflege rücken die Freiwilligen regelmäßig aus. Rund 40 Hektar Weideland hat die Rindergilde mittlerweile gepachtet. Wer die Idee unterstützen will, aber keine Zeit für die Arbeit hat, ist ebenso willkommen. Er muss dann aber mehr für das Fleischpaket bezahlen. "So haben wir mittlerweile auch schon viele Mitglieder außerhalb von Geesthacht gewinnen können", sagt Kiesewein. "Und derzeit haben wir genügend Weideland um uns zu vergrößern, die Rindergilde kann also wachsen." Aktive Mitglieder zahlen 150 Euro pro Jahr - inklusive Fleischpaket. Derzeit gehören rund 100 Mitglieder dem Verein an. Wer sich für die Rindergilde interessiert: Informationen und Beitrittsformulare gibt es im Internet unter www.rindergilde-geesthacht.de.

Am Wochenende kündigten die Discounter Aldi und Norma an, die Preise für abgepacktes Fleisch weiter deutlich zu senken. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte die niedrigen Fleischpreise und die Massentierhaltung: "Statt Fleisch zu Spottpreisen zu verkaufen, sollte weniger und besseres Fleisch mit geringeren Umweltkosten produziert werden", sagte Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter von Greenpeace. Vor allem Billigfleisch aus der Intensivtierhaltung verursache gewaltige ökologische Folgekosten. Greenpeace fordert eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleischprodukte.