Dassendorf. Eng schmiegen sich die Platthüllen aneinander. Tausende LPs reihen sich in Boxen aneinander, alphabetisch sortiert und sorgfältig von Plastikhüllen geschützt.

An der Wand darüber spielt Louis Armstrong auf seiner Trompete ein Ständchen. Gegenüber blickt niemand geringeres als Musiklegende Jimi Hendrix gewohnt verstrahlt in die Welt. Und in dem schmalen Gang dazwischen steht Thomas Fenn. Die langen grauen Haare sind zum Zopf gebunden. Harley-Davidson-T-Shirt und -Hosenträger stecken in der Jeans. Ein Blick reicht, um zu wissen: Der 58-Jährige ist originell - genau wie die Musik, mit der er sich beschäftigt.

Seit mittlerweile 42 Jahren vertreibt der gebürtige Hamburger Musik - von Jazz, Blues, Rock/Pop über World Music bis hin zu Chansons auf Vinyl, CD und DVD aber auch als MP3 zum Download. Außerdem hat er unter dem Label FMS (Fenn Music Service) eigene Künstler unter Vertrag. 1996 ist er von der Holtenklinker Straße in Bergedorf nach Dassendorf in das Gebäude der ehemaligen Kneipe an die Bundesstraße 4 umgezogen. Wo Dassendorfer einst ihr Feierabendbier bestellten, sortiert Thomas Fenn heute seine Ware, hat einen Shop und ein Lager eingerichtet.

"Angefangen hat alles im November des Jahres 1971. Damals bin ich in Wandsbek von der Schule geflogen", erinnert sich Fenn schmunzelnd. Als Herzblut-Beatlesfan hatte er schon damals nur Musik im Kopf. Um Geld zu verdienen, verdingte er sich als Packer bei dem Plattenlabel Metronome Records - immerhin schon mal die richtige Branche. Dort machte er dann auch eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann, kümmerte sich im Anschluss um den Export in andere europäische Länder. "Drafi Deutscher war zum Beispiel damals bei Metronome unter Vertrag." Nach einer zweijährigen Station in einem Musikstudio in Quickborn, wo Coverversionen von bekannten Hits produziert worden, war Thomas Fenn jedoch klar: Er wollte selbstständig arbeiten.

Als Mittler zwischen Künstlern und Presswerken nahm er zunächst Lohnaufträge an, bis er 1984 ein eigenes Label gründete. Seither hat er knapp über 100 eigene Produktionen herausgebracht. "Fanny and the fireballs" waren die ersten und die schottische Folkgruppe "Battlefield Band" die erfolgreichsten. "Es war wichtig, dass die Künstler auf Tour gingen, um Händler davon zu überzeugen, ihre Musik anzubieten", sagt Fenn.

Mittlerweile hat er sich auf den Vertrieb von Jazz-Musik spezialisiert. "Das hat zwei Vorteile: Viele Künstler sind schon tot, die können nämlich ganz schön nerven", sagt er augenzwinkernd. "Und zweitens: Die Musik ist zeitlos und von Sammlern geliebt." LPs spielen hier noch eine große Rolle. "Ich habe nie aufgehört an die Schallplatte zu glauben", sagt Fenn, der überzeugt ist, dass sie gerade ihr Comeback erlebt. "Nicht nur DJs, auch Privatleute kaufen wieder mehr Platten. Ich glaube, das Haptische einer LP mögen viele Leute. Manche sagen auch, eine Platte klingt wärmer als eine CD." Parallel zu diesem Anachronismus muss Fenn mit der Zeit gehen. 50 Prozent seines Umsatzes macht er mittlerweile Online, auch wenn er immer noch vier Außendienstler beschäftigt.

"Der Markt ist aber insgesamt unfröhlicher geworden, weil immer mehr inhabergeführte Fachgeschäfte aufgeben müssen." Früher habe man besser vom Musikvertrieb leben können, reichen würde es aber immer noch. Und seine Rente sei auch gesichert. Das habe er der englischen Hobbydetektivin "Miss Marple" zu verdanken, grinst Thomas Fenn. "Wir haben die Filmmusik neu eingespielt, diese Produktion ist ein Bestseller."

www.fenn-music.de , Öffnungszeiten des Shops: dienstags, donnerstags, sonnabends 14-19 Uhr oder nach Vereinbarung unter der Telefonnummer (0 41 04) 96 00 11