Geesthacht (knm). Wenn Jörn Christern aus dem Fenster seines Büros über die Felder entlang des Krukower Wegs blickt, schaut er nicht nur auf Ackerland, sondern auch auf 200 Jahre Familiengeschichte.

So lange ist der Hof in Grünhof-Tesperhude bereits in Familienbesitz, von Generation zu Generation weitergegeben worden. Jetzt allerdings wird mit dieser Tradition ein Stück weit gebrochen.

"Es zeichnete sich früh ab, dass mein Sohn keine Lust hat, den Hof zu übernehmen. Er studiert Betriebswirtschaftslehre und Logistik in Hamburg", erzählt Christern. Deshalb hat der Grünhofer zeitig über Alternativen nachgedacht, damit sein Hof so erhalten bleiben kann, wie er ist. Zu seinem landwirtschaftlichen Betrieb gehören 500 Angus-Mastrinder, Weide- und Ackerflächen. 370 Hektar gehören Christern, weitere 500 hat er gepachtet.

"Ich wollte gern, dass die Gebäude weiter benutzt und nicht nur die Flächen an einen Großbetrieb verpachtet sind", sagt Christern. Insofern war es wohl ein Wink des Schicksals, als vor neun Jahren Dirk Ludwig an seine Tür klopfte. "Ich war damals für ein Landhandelsunternehmen im Außendienst tätig", erzählt Ludwig. Sein Traumjob war das nicht, denn der Vater von drei Kindern ist gelernter Landwirt, wollte immer einen eigenen Hof haben. "Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden, wir haben dort zur Miete gewohnt. Ich habe immer mitgeholfen." Einen Hof zu kaufen ist mit normalen Mitteln nicht zu realisieren.

Als Ludwig und Christern ins Gespräch kamen, war schnell klar, dass hier eine Kooperation möglich ist, die beiden zugute kommt. Die Männer entwickelten einen Plan: Ludwig sollte für fünf Jahre als Mitarbeiter arbeiten. Dann könne er den Hof pachten und Christern würde ihn weiter bei der Arbeit unterstützen, bis er sich im Alter ganz rauszieht. Ein ungewöhnliches Modell, denn laut Kreisbauernverband Herzogtum Lauenburg bleiben die meisten Höfe bei einem Generationswechsel in Familienhand oder die Flächen werden von Großbetrieben gepachtet.

Die Zeiten als Mitarbeiter sind für Dirk Ludwig nun vorbei. Jetzt ist er Chef am Krukower Weg, verbringt mit Jörn Christern acht bis zehn Stunden am Tag bei den Rindern und auf den Feldern, wo Getreide, Mais und Zuckerrüben angebaut werden. "Es ist ein bisschen, wie verheiratet sein", sagt Ludwig und lacht. Die beiden Landwirte kommen gut miteinander aus, für die Zusammenarbeit ein Muss. "Dirk Ludwig versteht sich auch mit meinem Sohn", sagt Christern. Gut so, denn dieser erbt den Hof. Und so bleibt doch irgendwie alles in der Familie.