Geesthacht. Dass Musik die Menschen verbindet, ist nichts Neues. Doch dass ein Volkslied aus Tesperhude sogar in einem französischen Örtchen Heimatgefühle wecken kann - das ist durchaus etwas Besonderes. Entsprechend erstaunt war Ilka Plewka vom Bürgerverein Grünhof-Tesperhude, als sie eine Anfrage aus Chassieu, einer kleinen französischen Stadt nahe Lyon, erreichte.

"Im August rief mich Rathaus-Mitarbeiter Torben Heuer an", erzählt die 65-Jährige. Er hatte eine E-Mail bekommen, die sich auf einen Artikel unserer Zeitung vom 19. Juli über den Dorfspaziergang durch Grünhof-Tesperhude bezog. Hier wurden das Tesperhude-Lied und ein Lied über die Waldschule erwähnt. "Die Dame, die dem Rathaus da geschrieben hatte, lebte früher im Lager beim Grünen Jäger und liest immer noch die Zeitung von hier. Jetzt suchte sie nach mir, um die Liedtexte zu erhalten und eine alte Postkarte von Grünhof-Tesperhude." So erfuhr Ilka Plewka die Geschichte der ehemalige Tesperhuderin Roselies Sokoll.

Die Frau, die heute in Berlin und Chassieu zu Hause ist, erzählt von ihrer Zeit in Grünhof-Tesperhude: "1946 aus Pommern gekommen, lebten wir recht lange in Baracken. Als die Waldschule fertig war, kamen wir 1953 aus der Lagerschule Grüner Jäger in diese. Das 9. Schuljahr wurde eingeführt, wie es seinerzeit hieß - mehr eine Wiederholung des 8. Schuljahrs." Roselies Sokoll besuchte die Haushaltsschule in Düneberg. Auf Gut Griemshorst, nahe Harsefeld, begann sie eine Ausbildung. "War schwer, so jung aus dem Elternhaus", erinnert sich die heute 71-Jährige. 1967 zog Roselies Sokoll mit ihrem Mann nach Berlin. Beide sind heute oft bei Tochter und Enkelsohn in Frankreich. Ob nach Berlin oder nach Frankreich, unsere Zeitung findet immer den Weg zu der treuen Leserin.

"Die Heimatverbundenheit ist typisch für Menschen, die aus unserer Region kommen. Irgendwo hat man seine Wurzeln", meint Ilka Plewka, die auch in Grünhof-Tesperhude groß geworden ist. "Die Ruhe und die Natur hier in Grünhof-Tesperhude sind toll."

Auf der Reisemesse in Hamburg habe sie mal einen Film über Geesthacht geschaut, erinnert sich Plewka. "Da stand einer neben mir und hat gefragt: 'Ist es wirklich so schön da?'" Sie bejahte. Auch Roselies Sokoll wahrt die Erinnerung an ihre Jugend im schönen Örtchen an der Elbe.