Geesthacht (knm). Hebammen holen die Kinder auf die Welt. Das ist originär ihre Aufgabe. Doch für freie Hebammen ist die Geburtshilfe mittlerweile finanziell unzumutbar.

Denn: Bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 14 000 Euro muss eine freiberufliche Hebamme rund 3700 Euro Versicherungsprämie bezahlen. Dadurch sinkt der Netto-Stundenlohn für eine Hausgeburt unter fünf Euro. Ein Grund warum die beiden Kreishebammen Imme Rakebrandt und Sabrina Steffen diesen elementaren Teil ihrer Arbeit auf Eis legen mussten.

Doch Schleswig-Holsteins Hebammen wehren sich. Vom 2. bis zum 5. Mai wollen sie streiken. Vor dem Kieler Landeshaus werden sie ihrer Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck verleihen. Steffen: "Ich möchte, dass politisch etwas passiert. Die Hebammenhilfe darf für Frauen nicht zum Luxus werden."

Viele freiberufliche Hebammen gehen mittlerweile neue Wege, konzentrieren sich auf Vor- und Nachsorge. So auch Kreishebamme Imme Rakebrandt, die mit dem Geesthachter Frauenarzt Dr. Bernd Roediger kooperiert. Die Ansätze von Hebamme und Frauenarzt sind traditionell verschieden, erläutert Rakebrandt. Der Arzt als Mediziner überprüfe, ob etwas nicht in Ordnung ist. Die Hebamme habe mehr das natürliche einer Geburt und die Frau als Ganzes im Blick. Gerade deshalb finden Imme Rakebrandt und Dr. Roediger: Nur ein gebündeltes Angebot bietet für Frauen eine umfassende Versorgung. So haben sich die beiden zusammengeschlossen. Seit einem dreiviertel Jahr ist die Hebamme einmal in der Woche in der Praxis und betreut die Patientinnen des Frauenarztes. An einem anderen Wochentag ist eine weitere Hebamme, Tanja Schmalfeldt, vor Ort. Für Synergieeffekte haben Rakebrandt und Roediger viele Beispiele: "Wenn sich eine Frau in meiner Sprechstunde etwa über Übelkeit in der Schwangerschaft beklagt, kann ich sie zu Imme Rakebrandt schicken, die mit Akupunktur helfen kann." Andersherum haben die Hebammen die Möglichkeit, wenn ihnen während der Vorsorge bei einer Schwangeren eine Unregelmäßigkeit auffällt, direkt mit dem Arzt zu sprechen. "Viele Frauen wissen nicht, dass sie Anspruch auf eine Hebamme haben, auch zur Vorsorge", ergänzt Rakebrandt. Roediger: "Mir ist es wichtig, dass Frauen ein umfassendes Angebot bekommen. Hebammen haben mehr Zeit für Fragen und kennen sich mit alternativen Heilmethoden aus."

Die Kooperation zwischen Hebammen und Frauenarzt ist in Geesthacht einmalig.