Bergedorf (ts). Die Atomkatastrophe in Japan hat die Debatte um den Ausstieg aus der Kernenergie, wie er unter Rot-Grün beschlossen wurde, wieder neu entfacht.

Die schwarz-gelbe Regierung wirkt getrieben von den Ereignissen. Nach dem dreimonatigen Aussetzen der Verlängerung der Atommeiler-Laufzeiten sollen jetzt alle älteren AKW vom Netz. Den meisten Bürgern ist das offenbar nicht genug. Wir befragten 100 Menschen im Sachsentor. Das Ergebnis ist eindeutig, wenn auch nicht repräsentativ. Auf die Frage, ob sie das Handeln der Regierung für ausreichend halten oder die sofortige Rückkehr zum Atomkonsens von Rot-Grün wollen, entschieden sich 88 Bürger für die zweite Variante. Nur zwölf waren auf Regierungsseite.

Lina Bigot (27), Hauswirtschafterin aus Bergedorf: "Ich glaube, was wir im Moment über die Vorgänge in Japan mitgeteilt bekommen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Politiker sagen uns nicht alles. Ich habe Angst davor, dass es auch bei uns einen AKW-Unfall gibt. Wir sollten zum Atomkonsens von Rot-Grün zurückkehren."

Jan Geffert (43), Fußballmanager aus Aumühle: "Es ist sehr beklemmend, wenn man im Fernsehen sieht, was in Japan vor sich geht. Dass das Auswirkungen auf unser Leben in Europa hat, glaube ich allerdings nicht. Ich habe grundsätzlich wenig Vertrauen in die Politik. Der Atomkonsens von Rot-Grün scheint mir noch das Vernünftigste zu sein."

Mandy Lehmann (32), kaufmännische Assistentin aus Bergedorf: "Mich verunsichern die Informationen, die der japanische Kraftwerksbetreiber und die Politik uns geben. Außerdem habe ich Angst um die vielen Menschen dort in Japan. Wir sollten so bald wie möglich aus der Kernenergie aussteigen. Das Moratorium von Schwarz-Gelb reicht nicht."

Björn Brust (22), Mechatroniker aus Wentorf: "Für uns hier in Deutschland sind die Ereignisse in Japan glaube ich keine Gefahr. Die Japaner sind schlimm dran. Die haben ja gleich unter mehreren Katastrophen zu leiden. Das macht mich echt traurig. Das Moratorium von Schwarz-Gelb halte ich für ein reines Wahlkampfmanöver."

Holger Laabs (58), Elektriker aus Börnsen: "Die Angst vor der Kernkraft war ja schon vor der Katastrophe in Japan da. Die erhält nun natürlich neue Nahrung. Wir sollten in Deutschland konsequent auf alternative Energien setzen. Das Moratorium von Merkel und Co. halte ich schlicht für Volksverblödung. Noch vor Wochen hieß es doch, es sei alles sicher."

Thomas Gutsch (41), Beamter aus Curslack: "Für die Japaner ist das alles ganz schrecklich. Ich persönlich habe allerdings keine Angst davor, dass sich das auf uns auswirkt. Das Problem bei der Kernkraft ist, dass das radioaktive Material ja weiter strahlt, auch wenn man die AKW abschaltet. Die alten sollten vom Netz. Moderne können in Betrieb bleiben."

Ivonne Voss (40), Finanzbuchhalterin aus Bergedorf: "Was uns hier in Deutschland betrifft, habe ich keine Angst, dass es einen Unfall gibt. Man muss auch bedenken, wie viele Arbeitsplätze es in den Atomkraftwerken gibt. Ich glaube, das Moratorium unserer Regierung ist vernünftig. Man darf jetzt nichts überstürzen und muss besonnen handeln."

Falko Grau (33), Klavierlehrer aus Bergedorf: "Es war doch nur eine Frage der Zeit, bis so etwas passiert. Große Sorgen mache ich mir um die Menschen in Japan. Aber auch um uns. Schließlich ist das Kernkraftwerk Krümmel in der Nähe. Dort kann auch ein Unfall passieren. Das Handeln unserer Regierung halte ich für halbherzig und kalkuliert."