Geesthacht. Der Herrenfriseur-Salon von Frank Steffen ist “frauenfreie Zone“. Ein Friseur für ein Geschlecht - mittlerweile die Ausnahme in der Branche. Hier sind Männer unter sich - seit 27 Jahren. Ein Einblick in eine für die Damen fremde Welt:

Es gibt Bier und Cola, statt Prosecco und Kaffee und einen HSV-Umhang für alle Kunden die einen Vereinsmitgliedsausweis vorzeigen können. "Keine Termine - keine Diskussion", steht auf dem Schild an der Tür neben den Öffnungs-, pardon Haarschneidezeiten: "Dienstag bis Freitag 8 bis 12 und 14 bis 17.30 Uhr und Samstag 6.59 bis 10 Uhr. Alle Zeiten ohne Gewähr." Ja, bei Frank Steffen ist alles ein bisschen anders. So hängen etwa auch keine Wella-Werbeplakate im Schaufenster, sondern Steffens eigene Kunden, frisch gestylt und von Fotograf Christian Geisler abgelichtet. Steffen ist ein Friseurmeister der alten Schule. Ein kleiner Anachronismus mitten im Zentrum der Stadt. "Frank Steffen ist einfach ein Typ. Er kennt sie alle und weiß, was läuft. Er macht diesen Laden zur echten Institution, die aus Geesthacht nicht mehr wegzudenken ist", sagt "bz"/LL-Redakteur Ulf-Peter Busse, der genau wie seine beiden Brüder bereits seit 15 Jahren an der Rathausstraße zum Friseur geht.

Auch Rainer Grunske kommt seit etlichen Jahren und bestellt "einmal Murmel". Steffen greift zum Haarschneider: "Murmelkopf heißt, einmal mit der Maschine drüber", erklärt er. Fünfzehn Minuten und einen halben Zentimeter später sind Grunskes Haare gestutzt, im Nacken penibel ausrasiert, der Kopf wurde abgepinselt und mit Eau de Toilette betupft. Nicht lang schnacken, fertig.

Apropos, wie steht's denn eigentlich mit dem Klatsch und Tratsch im Herrensalon?

"Männer schludern beim Friseur genauso wie Frauen, nur anders", erläutert Steffen. "Wir reden nicht über die neue Mützenform der Queen oder das hässliche Kleid von Frau Elli aus dem dritten Stock. Hier geht's um Weine, Weiber, Gesang und Fußball." Letzteres ist in dem Geschäft offensichtlich. Nicht nur, dass sich Kunden an einem internen Bundesliga-Tippspiel beteiligen können, auch ein Bild des HSV-Teams steht auf dem Regal. Daneben an der Wand Poster von John Lennon, James Dean und Dick und Doof. "Lauter Männer, die Geschichte geschrieben haben", sagt er, mit einem schelmischen Lächeln, dass seinen Gegenüber rätseln lässt, ob das Gesagte ernst gemeint oder ein Scherz war.

Der Salon sei auch eine Kontaktbörse, meint der Friseur. "Kennst du einen, der...?" wird er oft gefragt. Und meistens kennt Steffen einen. Einen der Dächer deckt, einen der Mitfahrer sucht, einen der den Auspuff reparieren kann.

Mindestens genauso wichtig, wie Gesprächigkeit sei in seinem Job aber Verschwiegenheit. "Man hört vieles, muss aber aufpassen, was man glaubt und was man erzählt." Insgesamt ist er sich aber sicher "Sind Männer unter sich wird gefachsimpelt, gelobt, gelacht, gelästert und geträumt - genauso wie im Damensalon."